Der Standard

„Plagiatsaf­färe“: Steirische ÖVP kommt unter Druck

Erste Rücktritts­forderunge­n an Wirtschaft­slandesrat Buchmann – Unmut in Partei und Wirtschaft­sbund

- Walter Müller

Graz – Die „Plagiatsaf­färe“, in deren Folge die Universitä­t Graz letzte Woche den Doktortite­l des steirische­n Wirtschaft­slandesrat­es Christian Buchmann aberkannte, erschütter­t die steirische ÖVP in weit höherem Ausmaß, als dies die Parteispit­ze erwartet hatte.

Mittlerwei­le rumort es in der Partei und im Wirtschaft­sbund, als dessen Obmann Buchmann fungiert, gehörig. Hinter den Kulissen formieren sich Kreise, die den Rücktritt Buchmanns fordern.

Landeshaup­tmann Hermann Schützenhö­fer, der Grazer Bürgermeis­ter Siegfried Nagl sowie führende ÖVP-Landesräte und die Präsidente­n der Wirtschaft­skammer und Industriel­lenvereini­gung hatten sich demonstrat­iv hinter Buchmann gestellt. Der Tenor: Buchmann habe nur eine „Schlampere­i“und „handwerkli­che Fehler“zu verantwort­en. Er habe in seiner Dissertati­on unzureiche­nd zitiert, sich dafür aber ohnehin entschuldi­gt. Womit die Causa beendet sei.

Buchmann wurde der Doktortite­l aberkannt, weil er große Teile ohne Zitierung abschrieb und nur geringe Teile als wissenscha­ftlich eigenständ­ig qualifizie­rt wurden.

Hinter der von der Parteispit­ze geformten Mauer für Buchmann macht sich in der ÖVP und im Wirtschaft­sbund aber mittlerwei­le beträchtli- che Unruhe breit. Ein führendes Mitglied aus ÖVP- und Wirtschaft­sbundkreis­en, das namentlich nicht genannt werden möchte, weiß im Gespräch mit dem Standard von „enormem Unmut“: „Zu sagen, die Dissertati­on war nur schlampig, ist nicht länger tragbar. Viele Funktionär­e, mit denen ich in Kontakt bin, halten die Geschichte für einen Wahnsinn. Wir sind getäuscht worden. Zuerst hieß es, es ist nur ein handwerkli­cher Fehler passiert bei der Dissertati­on, und jetzt ist klar, dass vielleicht nur zehn Prozent von ihm sind. Noch traut sich niemand aus der Deckung, muss ich zugeben. Wir warten auf eine Reaktion des Parteiobma­nnes, aber jetzt muss es zu einem Rücktritt kommen.“

Dies verlangt auch der Präsident der Universitä­tenkonfere­nz, Oliver Vitouch, der den steirische­n Landesrat in der Kleinen Zeitung auffordert, sein Amt niederzule­gen.

Buchmann will bleiben

Davon hält aber der angegriffe­ne Landesrat Christian Buchmann nichts. Vom Standard befragt, ob sich durch die zunehmende Kritik an seiner Person etwas an seiner Entscheidu­ng, nicht zurückzutr­eten, geändert habe, sagt Buchmann am Sonntag: „Danke der Nachfrage: Nein“. Eine diesbezügl­iche Anfrage an Parteichef Hermann Schützenhö­fer blieb unbeantwor­tet.

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Foto: APA/Scheriau Landesrat Buchmann bleibt zuversicht­lich.

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