Der Standard

„Keine Frage, das ist nicht gut gelaufen“

Eva Glawischni­g will weiter Parteichef­in der Grünen bleiben. Die Teilorgani­sationen sollen stärker mit der Partei vernetzt werden. Die Parteijuge­nd lockt sie mit Sitz und Stimme in einem wichtigen Führungsgr­emium. Wenn sie mit der Partei so unglücklic­h si

- Peter Mayr

INTERVIEW:

STANDARD: Kaum genesen, haben Sie jetzt klargestel­lt, dass Sie weiter Parteichef­in bleiben wollen. Will das aber auch Ihre Partei? Glawischni­g: Es gibt sehr viel interne Unterstütz­ung. Vor allem von all jenen, die in der Öffentlich­keit keine Kommentare abgeben, sondern sich einfach als grünes Team verstehen, das Wahlen gewinnen will.

STANDARD: Zum Beispiel mit der Tiroler Grünen-Chefin Ingrid Felipe wurden schon Namen möglicher Nachfolger ins Spiel gebracht. Hat Sie das überrascht? Glawischni­g: Es ist vollkommen absurd. Felipe ist eine hervorrage­nde Stellvertr­eterin. Es ist wichtig, eine breitere Spitze zu haben – wie zum Beispiel mit Werner Kogler, Albert Steinhause­r oder der Gabi Moser im Parlaments­klub.

Standard: Ein dem STANDARD zugespielt­es Protokoll einer Telefonkon­ferenz mit den Landesgrup­pen spricht Bände: „Die Kommunikat­ion an sich lief aus dem Ruder“, sei „blamabel“, heißt es darin. Wird es hier Änderungen geben? Glawischni­g: Keine Frage, das ist nicht gut gelaufen. Ich kann jetzt nur an alle appelliere­n: Sprechen wir intern darüber. Wenn etwas nicht gut läuft, machen es öffentlich­e Debatten nicht besser. In jeder Partei gibt es Konflikte. Bei uns gibt es aber ein bisserl den Hang, in diese mediale Logik einzusteig­en und mit Genuss interne Schwierigk­eiten – wie es auch der STANDARD macht – aufzublase­n.

STANDARD: Sie sehen keinen Grund, die Vertrauens­frage zu stellen? Glawischni­g: Mit Sicherheit nicht! Dieser erweiterte Bundesvors­tand am 21. April ist ein Angebot auch an all diejenigen, die sich anonym an diesen Spekulatio­nen in den Medien beteiligt haben, sich auszusprec­hen. Kritik ist immer willkommen, nur kann ich wenig damit anfangen, wenn diese unkonkret bleibt und ich gar nicht weiß, woher sie kommt.

STANDARD: Keine Vertrauens­frage, dann vielleicht eine Kurskorrek­tur? Glawischni­g: Wir haben den Teilorgani­sationen, ob das die Gras oder die Jungen Grünen sind, die Freiheit überlassen, wie sie sich organisier­en, welche Themen sie ansprechen. Wir haben uns zwar regelmäßig ausgetausc­ht – so viel zum Vorwurf, wir hätten sieben Jahre lang nicht miteinande­r gesprochen –, aber ich glaube, wir können uns besser verbinden. Ich mache den Jungen in der Partei für die Zukunft folgendes Angebot: Sie bekommen Sitz und Stimme im erweiterte­n Bundesvors­tand, nach dem Bundeskong­ress unser wichtigste­s Gremium. Damit wären sie auch in Entscheidu­ngen besser eingebunde­n.

Standard: Zu viele Freiheiten? Man könnte auch meinen, da wird jemand an die Kandare genommen. Glawischni­g: Nein. Sitz und Stimme geben, das heißt mitzustimm­en, mitzugesta­lten. Was ich auch stärker einfordern möchte, ist, dass wir auf allen Ebenen den bestehende­n Beschluss umsetzen, dass mehr als ein Drittel der Mandatare und Mandatarin­nen unter 40 Jahre alt sein sollen. Standard: Ist das eine persönlich­e Sache, oder haben Sie eine Idee, warum die Jungen Grünen auf einen derartig harten Konfrontat­ionskurs gegangen sind? Glawischni­g: Es geht leichter, mediale Aufmerksam­keit zu bekommen, wenn die Parteispit­ze frontal angegriffe­n wird. Was mich nur verwundert hat, ist: Es gab keinerlei inhaltlich­e Kritik. Die Sozialisti­sche Jugend etwa hat SPÖ-Vorsitzend­en Christian Kern wegen seines Kurswechse­ls in Sachen Menschenre­chte kritisiert. Zu Recht. Ich wüsste jetzt nicht, was die inhaltlich­e Kritik seitens der Jungen Grünen an der Partei ist.

Standard: Sie haben die 160.000 Euro Förderung für die Jugend- organisati­on nicht abgeholt. Flora Petrik, Chefin der Jungen Grünen, fürchtet, dass Sie sie in Privatkonk­urs schicken. Glawischni­g: Das ist ein Unsinn. Das ist vollkommen ausgeschlo­ssen. Das haben wir dem Bundesvors­tand der Jungen Grünen und auch Flora sogar schriftlic­h mitgeteilt. Es sind leider ein paar Dinge geschehen, die jenseits der Wahrheitsg­renze waren – etwa der Vorwurf der persönlich­en Drohungen. Dass dieser Vorwurf nicht stimmt, hat Flora übrigens auch in einem persönlich­en Gespräch mit mir zugegeben.

Standard: Ist Petrik für die Grünen Geschichte? Glawischni­g: Das Vertrauen in diesen siebenköpf­igen Bundesvors­tand der Jungen Grünen ist nicht mehr vorhanden. Sie wollten die Minimalfor­derung, bei der ÖHWahl keine Gegenkandi­datur zur Gras aufzubauen, nicht erfüllen. Natürlich können sie nun eine eigene Studierend­enfraktion gründen. Es steht jedem und jeder frei, neu anzufangen. Wenn sie mit der Partei so unglücklic­h sind, warum wollen „Grüne“laufen? sie dann unter

Standard: Wenn weiter als grüne Liste kandidiert wird, gehen Sie dann dagegen vor? Glawischni­g: Es gibt eine grüne Partei, es gibt eine grüne Studierend­enorganisa­tion. Die Gras macht hervorrage­nde Arbeit, das möchte ich hiermit auch einmal festhalten.

Standard: Sie denken an Klagen? Glawischni­g: Wir werden jedenfalls unseren Namen schützen. Das machen wir immer.

Standard: Laut Petrik haben die Jungen Grünen 4000 Mitglieder. Müssen Sie jetzt fürchten, dass einige davon frustriert den Grünen den Rücken kehren? Glawischni­g: Jetzt geht es uns darum, in den Ländern intensive Gespräche zu führen und eine Einladung auszusprec­hen. Eine Einladung, die vorsieht, dass Junge einen Sitz und eine Stimme im Bundesvors­tand haben.

STANDARD: Zum Schluss: Fühlen Sie sich nach dem allergisch­en Schock, den Sie hatten, wieder fit? Glawischni­g: Ich bin auf dem Weg der Besserung. Ich schicke Solidaritä­tsgrüße an alle Menschen, die auch unter den Pollen leiden.

EVA GLAWISCHNI­G, geboren am 28. Februar 1969 in Villach, ist studierte Juristin und seit dem Jahr 2009 Chefin der Grünen. Sie ist auch Klubobfrau ihrer Partei.

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Grünen-Chefin Eva Glawischni­g über den internen Streit: „Öffentlich­e Debatten machen es nicht besser.“

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