„Dieselgate“treibt Autobauer in Rabattschlacht
Die Verunsicherung über künftige Fahrverbote für Diesel-Pkws in Städten und der Abgasskandal lassen Firmen zögern, ihre Dieselfuhrparks zu erneuern. Die Autobauer geben kräftige Rabatte, oft getarnt als Wartungspaket.
Berlin – Trotz guter Konjunktur haben die Autohersteller ihre Rabatte für Neuwagen auf dem deutschen Markt in Rekordhöhe geschraubt. Damit lag das Rabattniveau im März um 35 Prozent höher als im Jänner 2010 – und leicht über dem Niveau von Februar 2017. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie des Car-Forschungszentrums der Universität Duisburg-Essen. Selbst Premiumhersteller tun sich demnach schwer und bieten hohe Nachlässe.
Vor allem aufgrund des Dieselabgasskandals dürfte die Verunsicherung bei Kunden in den nächsten Monaten weiter steigen – und mit ihr die Rabatte. „Neuwagenkäufer sind verunsichert, und verunsicherte Kunden kaufen nur noch mit höheren Rabatten“, heißt es in der Studie. „Das ist ein bedenkliches Signal.“Zwar seien keine Sonderrabatte beim Kauf von Dieselfahrzeugen ersichtlich. Aufseiten des Handels zeige sich das Problem aber, dort gebe es Wartungs- und Garantiepakete teils als kostenlose Zugabe.
Nur ein Viertel Privatdiesel
Vor allem Firmen erzeugten Druck auf den Markt, hieß es weiter. In den ersten beiden Monaten 2017 sei nur gut ein Viertel aller Dieselneuwagen auf Privatkunden zugelassen worden.
Besonders zu spüren bekommt die Skepsis und Zurückhaltung der Volkswagen-Konzern. Der Anteil von VW am Absatz von Firmenwagen ging deutlich zurück. VW habe 2016 zwei Prozent weniger Dienstwagen verkauft, während der Gesamtmarkt um 5,3 Prozent gewach- sen sei, berichtete die Welt am Sonntag unter Berufung auf Daten des Marktforschers Dataforce.
Besonders stark war der Einbruch demnach bei Diesel-Pkws. In diesem Segment habe VW gar 7,3 Prozent verloren, während der Gesamtmarkt um 1,2 Prozent zulegte. Dieser Trend habe sich Anfang 2017 fortgesetzt, zitierte die Zeitung den Vorstandschef des Bundesverbands Fuhrparkmanagement, Marc-Oliver Prinzing.
Als Ursache vermutet Prinzing demnach neben dem VW-Abgasskandal auch die Diskussion über Fahrverbote für Dieselfahrzeuge in den Städten: „Es gibt bei einigen Unternehmen eine Verunsicherung beim Thema Diesel.“Mehrere Unternehmen seien bereits auf der Suche nach Alternativen. Beim Abgasskandal geht es um manipulierte Emissionswerte von VW-Dieselfahrzeugen.
Passat-Absatz nicht zu halten
VW kommentierte die Entwicklung auf dem Markt für Firmenfahrzeuge betont gelassen. „Einen negativen Einfluss der Dieselkrise oder der etwaigen Verunsicherung unserer Dieselkunden konnten wir nicht nachhaltig feststellen“, sagte ein Unternehmenssprecher. Auch habe es im Jahr zuvor durch ein neues Passat-Modell sehr gute Absatzzahlen gegeben. Dies sei nicht zu halten gewesen.
Nach Angaben des deutschen Kraftfahrbundesamtes sanken die Neuzulassungen von Diesel-Pkws im März um 2,8 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat. Der Dieselanteil an allen Autos lag damit nur noch bei 40,6 Prozent.
Neben Sonderangeboten und Internetrabatten arbeiteten Hersteller und Händler laut der Studie erneut mit Eigenzulassungen, die mit einem Anteil von 32,6 Prozent fast ein Drittel sämtlicher Neuzulassungen im März ausmachten. Diese kurzfristig angemeldeten Autos werden dann als Tageszulassungen oder zum „Hauspreis“mit hohen Rabatten in den Markt gedrückt. Im Februar lag die Quote mit 34,2 Prozent sogar noch höher. (dpa, AFP, ung)