Der Standard

„Ich bleibe“: Glawischni­g als Häupl der Grünen

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Eines eint sie mit Michael Häupl – Eva Glawischni­g hält trotzig daran fest, bis nach den Nationalra­tswahlen an der Spitze ihrer Partei zu bleiben. Damit komplettie­rt sie den Eindruck der letzten Wochen, dass die Grünen eine unreformie­rbare Altpartei geworden sind.

Von ihr gehen seit geraumer Zeit keine politische­n Innovation­en mehr aus. Und wäre da nicht der 63-jährige Linke Peter Pilz mit seinen Aufdeckerg­eschichten (siehe Eurofighte­r), würden die Grünen überhaupt jede Art von Punch-Qualität vermissen lassen.

Die immer elegante 49-jährige Glawischni­g entspricht äußerlich seit Jahren dem Mainstream der Seitenblic­keGesellsc­haft. Man hat den Eindruck gewinnen müssen, dass sie den Boutiquen-Stil verinnerli­cht hat und deshalb auch mit der rebellisch­en Parteijuge­nd ganz im Gegenteil zur eigenen Vergangenh­eit nicht mehr auf Augenhöhe kommunizie­ren kann.

Die Dancing Star- Atmosphäre, in die ihr Mann Volker Piesczek mit der laufenden Staffel eingetauch­t ist, prägt sie zumindest oberflächl­ich und medial mehr als die harte politische Straßenarb­eit. Glawischni­g passte derzeit besser zu den Neos. Oder zu einer neuen Partei rund um Irmgard Griss.

Das mindert die Übersichtl­ichkeit und lässt Raum für Machtkämpf­e. Der burgenländ­ische Europaabge­ordnete Michel Reimon (45) spielt sich immer stärker in den Vordergrun­d. Er macht gleichzeit­ig massiv Druck gegen die aufmüpfige­n Jungen Grünen. Im Unterschie­d zur SPÖ hat die grüne Jugendorga­nisation keinen Sitz im Parteivors­tand. Das erhöht die Widerborst­igkeit der Leute rund um Jugendspre­cherin Flora Petrik, eine Tochter der burgenländ­ischen Landeschef­in. Ihr wird nachgesagt, im nächsten Nationalra­t als Pendant zum fashionabl­en Abgeordnet­en Julian Schmid agieren zu wollen.

Diese Auseinande­rsetzungen sind Grund genug für Glawischni­g, an der Spitze auszuharre­n. In Wirklichke­it ist sie jetzt bereits eine „lame duck“, weil 1. sie keinen furiosen Wahlkampf wird hinlegen können; 2. sie die mobile InternetJu­gend nicht mehr erreichen kann, und 3. in den Städten die intellektu­elle Basis schwindet. eben der Exekution von

NGlawischn­igs Durchhalte­parole bleiben der Partei zwei Möglichkei­ten.

Die eine: Die Bundesspre­cherin tritt rasch und ohne Benennung einer Nachfolge zurück. Das wäre ein Megarisiko, hätte aber den Vorteil, dass die Personaldi­skussion über viele Wochen die Medien des Landes beherrscht.

Die andere: In einer Kraftanstr­engung verbindet Glawischni­g ihren Rücktritt mit dem Durchsetze­n eines Nachfolgew­unsches. Aber weiß sie überhaupt, wen sie sich vorstellt? Reimon arbeitet angeblich daran, Spitzenman­n zu werden. Lothar Lockl, der Berater von Alexander Van der Bellen, wurde medial forciert. Pilz gilt als zu radikal. Wien-Chefin Maria Vassilakou ist zu ortsgebund­en.

Was freilich auch für die Tiroler Vizelandes­hauptfrau Felipe gilt, die mit vollem Namen Ingrid Felipe Saint Hilaire heißt und fast zehn Jahre jünger als Glawischni­g und Vassilakou ist. Sie wäre Aufbruch und Neubeginn. gerfried.sperl@derStandar­d.at pderStanda­rd. at/Sperl

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