Der Standard

Den Staat zurückstut­zen

Das neue Wirtschaft­sprogramm der FPÖ soll Anklänge an die deutschen Liberalen bergen

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Wien – Magister Magister Magister Doktor und Magister Magister Doktor Doktor: Ihr neues Wirtschaft­sprogramm legte die FPÖ in die Hände ihrer akademisch hoch dekorierte­n Abgeordnet­en Axel Kassegger und Hubert Fuchs. Doch obwohl Wirtschaft­s- und Finanzspre­cher der Partei, machen sich beide in der öffentlich­en Debatte eher rar. Anfragen des STANDARD verebbten ergebnislo­s.

Dafür spricht Herbert Kickl. Jedenfalls vor dem Sommer wolle die FPÖ ihr Konzept präsentier­en, derzeit werde dieses von Experten und Praktikern außerhalb der Partei überprüft, sagt der Generalsek­retär: „Das Programm soll aus einem Guss sein und nicht nur ein Sammelsuri­um unzusammen­hängender Ideen wie der Plan A von SPÖ-Chef Christian Kern.“

Bieten will die FPÖ ihren Wählern, die „hohe Erwartunge­n“in eine Regierungs­beteiligun­g setz- ten, eine Stärkung des Unternehme­rtums ebenso wie einen „Sozialstaa­t auf hohem Niveau“. Schlägt sich letzteres Ziel nicht mit blauen Plänen, Steuern und Abgaben um über zehn Milliarden zu senken? „Nur, wenn man das dogmatisch verblendet sieht“, sagt Kickl: Zurückgest­utzt gehöre der Staat dort, wo sich dieser nicht nur auf Hilfe beschränke, sondern „die Menschen besachwalt­et und in die Abhängigke­it treibt“.

Welche konkreten Vorhaben daraus resultiere­n, hütet die FPÖ naturgemäß als Geheimnis. Dem STANDARD berichtet aber einer jener Fachleute, die Einsicht hatten: Es handle sich um ein „freiheitli­ches“Programm im eigenen Wort- sinn, das streckenwe­ise an die deutsche FDP erinnere.

Eine zentrale Forderung sei der Abbau von Regulative­n für Unternehme­r, zumal sich der Staat gegenüber Arbeitgebe­rn längst nicht mehr als Partner, sondern als Gegner gebärde. Wie zu Haiders Zeiten werde die Pflichtmit­gliedschaf­t bei den Kammern infrage gestellt. Die Zusammenle­gung von Sozialvers­icherungen und die Durchforst­ung der Gewerbeord­nung stehen offenbar ebenfalls auf der Agenda wie Steuererle­ichterunge­n für Familien – Stichwort Familiensp­litting.

Welche Ideen die Endredakti­on des Papiers, das zuletzt 170 Seiten gehabt haben soll, letztlich über- leben, ist noch nicht ausgemacht. Keinen Eingang soll der Vorschlag des prononcier­t wirtschaft­sliberalen oberösterr­eichischen Parteichef­s Manfred Haimbuchne­r gefunden haben, die Bundesländ­er mit mehr Autonomie in einen Steuerwett­lauf zu schicken. Nie Thema waren: Vermögenss­teuern und eine generelle Sonntagsöf­fnung für Geschäfte. (jo)

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Foto: Parlaments­direktion / Zolles KG / Mike Ranz ...und Finanzspre­cher Fuchs, eher mediensche­ue Abgeordnet­e.
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Foto: imago/Chromorang­e Akademisch dekorierte Autoren: Wirtschaft­ssprecher Kassegger...

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