Der Standard

Die Krages und die Klarheit: Ein pannonisch­es Rätsel

Warum der Chef der burgenländ­ischen Spitalshol­ding so medienwirk­sam hinausgewo­rfen wurde, ist immer noch nicht durchschau­bar. Die regierende SPÖ versuchte nun, Licht ins Dunkel zu bringen. Die ÖVP verlangt allerdings weitere Ausleuchtu­ng.

- Wolfgang Weisgram

Eisenstadt – Übers Palmwochen­ende hat die burgenländ­ische Landesregi­erung Zeit gehabt, die spektakulä­r aus dem Ruder gelaufene Entlassung des Geschäftsf­ührers und des Chefjurist­en der Spitalshol­ding Krages in allgemein verständli­che Worte zu fassen. Entspreche­nd gespannt war die – eh überschaub­are – Journalist­enschar auf die montägigen Pressekonf­erenzen.

Vor allem von der SPÖ – welche die Einladung zu ihrer gar mit dem Zusatz „Dringend!“versah – durfte man sich Aufklärung erwarten. Das war dann allerdings auffällig nicht der Fall. Der junge ParteiGesc­häftsführe­r Christian Dax – der mit dem Fall nicht mehr gemein hat als die Zugehörigk­eit zur Partei der Zuständige­n – erzählte bloß davon, dass der geschasste Geschäftsf­ührer René Schnedl „den gesundheit­spolitisch­en Vorgaben nicht entsproche­n hat“. Mehr noch, obstruiert.

Der Krages-Geschäftsf­ührer habe ganz besonders das Eisenstädt­er Krankenhau­s im Visier seiner Obstruktio­n gehabt. Die HNO, die Herzkathet­erstation, der Intensivbe­tten-Bestand – das wollte René Schnedl streichen.

Eisenstadt als eine Einrichtun­g der Barmherzig­en Brüder ist allerdings das einzige Nicht-KragesSpit­al, dem Zugriff des geschasste­n Krages-Chef also weitgehend entzogen. Dafür habe er als Hauptveran­twortliche­r für den sogenannte­n Regionalen Strukturpl­an Gesundheit (RSG) solche Einsparung­en urgiert.

Allerdings steht im noch nicht beschlosse­nen Entwurf dieses RSG 2020 – erstellt vom Grazer Joanneum Research –, dass weder HNO noch Herzkathet­erabteilun­g infrage stünden. René Schnedl – über dessen Entlassung­sgründe in Eisenstadt am Montag eher orakelt denn aufgeklärt wurde – meint, dass der eigentlich­e Grund seiner Entlassung der geplante Neubau des Krankenhau­ses Oberwart sei. Die verkündete­n – beziehungs­weise in Stein gemeißelte­n – 160 Millionen Euro wären nicht zu halten.

ÖVP-Offensive

Die ÖVP mutmaßt, dass diese größte Baustelle des Burgenland­es deutlichst teurer werde. Landesgesc­häftsführe­r Christoph Wol erzählt, „auf den Gängen des Landhauses hört man von bis zu 250 Millionen“. Die ÖVP, bis zu Rot-Blau vor zwei Jahren selbst dem Informatio­nsblockier­en nicht ganz abgeneigt, fordert nun von der rot-blauen Landesregi­erung volle Transparen­z.

Nicht nur werde man den Rechnungsh­of einschalte­n – ob den vom Land oder den vom Bund, dem man schon das Projekt Oberwart zugeschanz­t hat, ließ man offen. Darüber hinaus, so Landeschef Thomas Steiner, suche man eine Allianz der gesamten Opposition. Der zweite Landtagspr­äsident Rudolf Strommer zögert noch, „weil das die stärkste Waffe des Landtages ist“. Aber jedenfalls werde man nicht mehr herunterst­eigen „bei der Forderung nach einem Interpella­tionsrecht des Landtages auch bei ausgelager­ten Gesellscha­ften“. Immerhin be- schließe der Landtag Jahr für Jahr ein Krages-Budget von 150 bis 200 Millionen. Mit dem Hinweis aufs privatrech­tliche Geschäftsg­eheimnis „wird dem Landtag aber verwehrt zu erfahren, was mit dem Geld passiert“.

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Die Zentrale der burgenländ­ischen Krankenans­talten-Gesellscha­ft: Sogar der Verfassung­sschutz hielt da Nachschau, rätselhaft, warum.

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