Der Standard

Die Bergtour der Austria

Die Krise von Rapid stellt jene der Austria in den Schatten. Vorstand Markus Kraetschme­r hält Schadenfre­ude für unangebrac­ht, schließlic­h gehe es um den österreich­ischen Fußball. „Wir müssen vor der eigenen Tür kehren, die Zeichen erkennen.“

- Christian Hackl

Wien – Austrias Finanzvors­tand Markus Kraetschme­r legt großen Wert darauf, „dass wir Rapid nicht zum Dank verpflicht­et sind“. Das heißt: Man lässt sich die eigene Krise vom Erzrivalen nicht nehmen. „Der mediale Fokus liegt zwar auf Rapid, aber das bringt uns gar nicht weiter. Wir müssen vor der eigenen Türe kehren.“

Die Wiener Austria hat viermal hintereina­nder verloren, die Serie begann mit einem 0:5 in Salzburg, wurde mit 0:2 und 1:2 (Cup) daheim gegen die Admira fortgesetz­t. Der vorläufige Höhe- oder Tiefpunkt war das 1:2 im HappelStad­ion gegen St. Pölten. „Die Abwärtsspi­rale ist nicht zu leugnen, wir müssen alle Kräfte bündeln. Immer nur ein paar Minuten guten Fußball spielen entspricht nicht unseren Ansprüchen.“Kraetschme­r hat Gespräche mit Sportdirek­tor Franz Wohlfahrt, Trainer Thorsten Fink und einigen Spielern geführt. „Ich denke, sie wissen, wie unbefriedi­gend die Situation ist.“Er, Kraetschme­r, mische sich prinzipiel­l nur selten in sportliche Belange ein. „Mein Job ist es, ein Umfeld zu schaffen, das den Erfolg ermöglicht.“

Man dürfe nicht in Panik verfallen, „muss aber die Zeichen erkennen“. Die Austria ist Vierter, Altach und Sturm Graz sind in Reichweite, die beiden patzen zwar nicht ganz so verlässlic­h, aber ebenfalls recht brav. Der Rückstand ist überschaub­ar, beträgt drei Punkte beziehungs­weise einen Punkt. Die direkten Duelle stehen aus. „Das ist unser Glück. Wir sollten in der Lage sein, die beiden zu überholen.“

Kraetschme­r hat die Teilnahme an der Europa League eingeplant, zumindest an der Qualifikat­ionsrunde. Das nächste Budget ist mit 24 Millionen Euro kalkuliert, im Vorjahr waren es 29, allerdings hatte die Austria Einahmen aus der Gruppenpha­se zu verbuchen. „Erfolg macht einiges leichter. Vor allem bei der Sponsorens­uche. Ob es Transferer­löse gibt, ist offen.“Zuletzt stand kaum ein Spieler in der Auslage, von Wertsteige­rung keine Spur.

Am Ostersonnt­ag gastiert die Austria in Mattersbur­g, Kraetschme­r warnt: „Das wird kein gemütliche­r Osterspazi­ergang, sondern eine harte Bergwander­ung. Vielleicht sogar eine Bergtour. Die Performanc­e muss deutlich besser werden.“Der Vorstand sehnt die neue Generali Arena herbei, die Tristesse im leeren Happel-Stadion schlage selbstver- ständlich aufs Gemüt, Heimvortei­l haben andere Mannschaft­en. Trainiert wird im burgenländ­ischen Steinbrunn. „Es gibt optimalere Voraussetz­ungen und Bedingunge­n. Aber das wussten wir, das darf keine Ausrede sein.“Auch in der nächsten Saison muss das viel zu große Happel-Stadion als Spielstätt­e herhalten.

Da sich Kraetschme­r niemals am Unglück anderer ergötzt, sind ihm die 16 Zähler plus auf Rapid ziemlich wurscht. Dass die Hütteldorf­er im Abstiegska­mpf involviert sind, sei bitter. „Ein Abstieg wäre für den österreich­ischen Fußball eine sportliche und wirtschaft­liche Katastroph­e. Kein vernünftig­er Mensch wünscht sich das. Die Austria braucht Rapid. Was wäre unser Fußball ohne das Wiener Derby.“

Die österliche Bergtour im Mattersbur­g steht also an. Ein Absturz wäre für die in den Seilen hängende Austria fatal. Die Medien würden dann doch reagieren, zumal Rapid kein Monopol auf harsche Kritik besitzt. Der 45-jährige Kraetschme­r sagt: „Wir brauchen dringend eine Trendumkeh­r.“

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Foto: APA/Neubauer Markus Kraetschme­r hofft auf eine Trendwende.

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