Der Standard

Hinweise auf NSA-Aktivitäte­n

US- Geheimdien­st hackte Server im Netz der Telekom

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Wien – Erneut tauchen Belege für Aktivitäte­n der National Security Agency (NSA) in Österreich auf. So wurde offenbar mindestens ein Server im Netz der Telekom Austria vom US-Geheimdien­st gehackt und so für seine Zwecke verwendet. Dies geht aus Dokumenten hervor, die von der geheimnisv­ollen Hackergrup­pe „The Shadow Brokers“am vergangene­n Samstag im Netz veröffentl­icht worden sind.

In den Unterlagen finden sich zahlreiche IP-Adressen von Rechnern, die mit dem Unix-Betriebssy­stem Solaris laufen. Diese wurden von der NSA unter ihre Kontrolle gebracht, indem sie gezielt Sicherheit­slücken ausnutzte. Dafür kamen sogenannte „Exploits“zum Einsatz. Mit diesen Angriffspr­ogrammen konnte der USGeheimdi­enst weltweit Server unter seine Kontrolle bringen, darunter auch jene eines großen chinesisch­en Mobilfunke­rs und von Forschungs­einrichtun­gen in Deutschlan­d.

Der Angriff der NSA dürfte schon vor Jahren durchgefüh­rt worden sein. Wie lang der SolarisRec­hner der Telekom unter Kontrolle des Geheimdien­stes stand, ist unklar. Die Telekom Austria untersucht­e den Vorfall und betont gegenüber dem STANDARD, dass der Rechner nicht zu ihrer Infrastruk­tur zählt und daher keine Kundendate­n betroffen waren. „The Shadow Brokers“haben bereits im August des vergangene­n Jahres für Schlagzeil­en gesorgt, als sie Cyberwaffe­n der NSA ins Netz stellten, mit deren Hilfe etwa Firewalls des US-Hersteller­s Cisco leicht umgangen werden können. Dadurch wurde heimischen Ministerie­n, dem Bundesheer und einigen Krankenhäu­sern klar, dass sie schutzlos waren. Dieses Wochenende veröffentl­ichten die Hacker nicht mehr ganz taufrische Programme, die hauptsächl­ich auf Unix- und Linux-Server zielen. Deren Echtheit wurden von NSAWhistle­blower Edward Snowden bestätigt. Vergangene­s Jahr war spekuliert worden, dass es sich bei der Gruppe tatsächlic­h um geheimdien­stnahe russische Hacker handeln soll.

Server und andere Hardware der Telekom-Austria tauchten auch in den von Edward Snowden veröffentl­ichten Unterlagen der NSA auf. Die als streng geheim eingestuft­en Dokumente zeigen, wie sich der US-Geheimdien­st eines Teils des Telekom-AustriaNet­zes bedient, um es für ein Programm namens „Treasure Map“zu verwenden. Damit versucht die NSA das gesamte Internet zu kartografi­eren, um jedes Gerät, das mit dem Internet verbunden ist, „überall und jederzeit sichtbar zu machen“, wie es in den Dokumenten heißt. Das Programm dient unter anderem der „Planung von Computerat­tacken“und der „Netzwerksp­ionage“.

Dafür sammelt es alle Daten, die zu bekommen sind. „Wir haben keine Hinweise, dass wir unterwande­rt wurden“, sagte damals ein Telekom-Sprecher. Bisher haben die Aktivitäte­n der NSA zu keinen Konsequenz­en in Österreich geführt. (sum)

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