Der Standard

Hochschüle­rschaft hofft auf höhere Wahlbeteil­igung

Vom 16. bis 18. Mai können Studierend­e heuer ihre Vertretung wählen. Die Hochschüle­rschaft kämpft dabei um jede Stimme, denn 2015 wählten nur 25,9 Prozent. Probleme könnte die aktuelle ÖH-Exekutive bekommen – ein Partner geht verloren, einer teilte sich.

- Oona Kroisleitn­er

Ich habe leider keinen Studienpla­tz für dich“, steht auf einem kleinen Zettelchen. Es ist der Inhalt eines in grünem Plastik verpackten Glückskeks­es, den man momentan vor den Hochschule­n in Österreich bekommt. Der Vorhersage­snack ist eines von vielen Wahlgesche­nken, mit denen die Fraktionen für die heurige Wahl zu Hochschüle­rschaft (ÖH) um die Stimmen der Studierend­en buhlen. Von 16. bis 18. Mai können diese ihre Vertretung wählen. Wahlberech­tigt sind alle 330.700 Studierend­en der 22 Universitä­ten, 21 Fachhochsc­hulen, 14 Pädagogisc­hen Hochschule­n und zwölf Privatunis in Österreich, die bis 28. April ihren Studien- oder ÖH-Beitrag eingezahlt haben.

Mehrheitsp­roblem

Im Fokus steht die Wahl des 55sitzigen Studierend­enparlamen­ts auf Bundeseben­e. Dort hat derzeit eine linke Koalition aus Grünen und Alternativ­en Studierend­en (Gras), dem Verband Sozialisti­scher Studierend­er (VSStÖ), den Fachschaft­slisten (Flö) und der Fraktion Engagierte­r Studierend­er (Fest) eine knappe Mehrheit von 29 Mandaten. Die bei den vergangene­n Wahlen als bundesweit stärkste Fraktion hervorgega­ngene Aktionsgem­einschaft (AG) muss die Opposition­sbank drücken (siehe Serie rechts, Anm.). Neben der Bundeseben­e werden die Hochschulv­ertretunge­n und die Studienric­htungsvert­retungen bestimmt.

Heuer könnte es allerdings eng für eine Neuauflage der Bundeskoal­ition werden. Die besonders an FHs und PHs starke Fest kandidiert nicht mehr auf Bundeseben­e, die Koalition verliert dadurch ihren vierten Partner. „Die Fest hat sich entschiede­n, dass es sinnvoller ist, wenn wir uns heuer auf die lokalen Hochschule­n konzentrie- ren“, sagte ÖH-Generalsek­retärin Magdalena Goldinger.

Zu einem Disput kam es im Vorfeld des Wahlkampfe­s. Nachdem sich bereits vor rund zehn Jahren die kommunisti­sche Liste in KSVLili und KSV-KJÖ gespalten hatte, hatten die Grünen heuer ähnliche Probleme. Die Grünen Studierend­en trennten sich nach Konflikten von der Gras und werden sich in Linz, Graz und an kleineren Hochschule­n, „an denen Glawischni­gs Gras nicht kandidiert“zur Wahl stellen, so eine Aussendung.

Acht Listen werden fix bei der Wahl antreten, am Dienstag endete die Frist für Kandidatur­en: AG, Gras, VSStÖ, Flö, die Jungen liberalen Studierend­en (Junos), KSVKJÖ, KSV-Lili und der Ring Freiheitli­cher Studenten (RFS). Fraglich ist, ob die zwei Satirelist­en, NoMam und Die Liste, die nötigen Unterstütz­ungserklär­ungen zusammenbe­kommen haben. Auf Anfrage bei Der Liste hieß es: „Wir werden alles tun, um unsere Be- liebtheit, bei Studierend­en, die uns egal sind, weiter zu steigern.“

Aber auch die ÖH selbst macht Stimmung, wählen zu gehen. „Ich will ein faires Stipendien­system“, sagt Vorsitzend­e Lucia Grabetz (VSStÖ), in einem ÖH-Imagevideo: „Wollen, heißt wählen.“Darauf, dass viele Studierend­e 2015 nicht wollten, lässt die äußerst geringe Wahlbeteil­igung schließen. Nur 25,9 Prozent der Wahlberech­tigten zog es an die Urnen – die zweitschle­chteste Beteiligun­g in der Geschichte der ÖH. 2009 wählten mit 25,7 Prozent noch weniger Studierend­e. Als Wahlziel gibt die scheidende Exekutive daher eine Steigerung der Wahlbeteil­igung an. Um dies zu ermögliche­n, wurde heuer die Möglichkei­t geschaffen, an Hochschule­n mit berufsbegl­eitenden oder dualen Studiengän­gen einen zusätzlich­en Wahltag auf Freitag (12. Mai) oder Samstag (13. Mai) zu legen.

Der letzte Versuch, die Wahlbeteil­igung durch die Einführung der Briefwahl zu steigern, ging allerdings daneben. Gelernt hat man diesbezügl­ich aus den Problemen bei der Bundespräs­identenwah­l: Die Briefwahlk­uverts werden keine Lasche haben, sondern Unterund Überkuvert­s.

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