Der Standard

Aktionsgem­einschaft kämpft in Lederhose und Polohemd

Für die stimmenstä­rkste Fraktion gehen die Demonstrat­ionen der linken ÖH-Exekutive zu weit

- David Tiefenthal­er

Im Hof des Gregor-MendelHaus­es an der Universitä­t für Bodenkultu­r scharrt sich eine kleine Gruppe an Studierend­en um eine Kaffeemasc­hine. Service ist das oberste Credo der Aktionsgem­einschaft (AG), die bei der ÖH-Wahl 2015 rund 27 Prozent erreichte und damit den ersten Platz. Der Biokaffee wird im Pappbecher an die vorbeieile­nden Studierend­en verteilt.

Um die Wähler von ihren Standpunkt­en zu überzeugen, liegt ein Arsenal an Wahlkampf-Goodies bereit: Feuerzeuge, Kugelschre­iber und Fahrradsat­telschoner. Die AG-Mitglieder sind modisch breit aufgestell­t: Von Lederhosen über Filzhüte bis zu engen Jeans und Polohemden ist jeder Stil dabei. Bei manchen fallen die knallorang­en Socken auf, die zwischen Hosenbein und Schuh hervorblit­zen.

Auf der Boku hat die AG keinen leichten Stand, mit 42 Prozent stellt die Fachschaft­sliste (Flö) die Exekutive. Die AG ist trotz ihrer 32 Prozent zur Opposition­sarbeit verdammt, weil man mit der Flö auf keinen grünen Zweig gekommen ist. Die Fachschaft spricht sich gegen jede Form der Zugangsbes­chränkunge­n aus, „ein Standpunkt, dem wir nichts abgewinnen konnten“, sagt ein Aktivist.

Ein ähnliches Problem hat die AG auch auf Bundeseben­e: Als stimmenstä­rkste Fraktion drückt sie die Opposition­sbank. „Wir versuchen, unsere Forderunge­n an den verschiede­nsten politische­n Stellen zu deponieren, wirklich gehört wird aber die Exekutive der ÖH“, klagt Silvia Grohmann, Spitzenkan­didatin der AG. Sie studiert Jus und Chemie und ist seit zwei Jahren in der Institutsv­ertretung engagiert. Den Weg zu höheren Weihen in der ÖVP-nahen AG führte für sie über die Inhalte, nicht über politische Orientieru­ng. Sie will sich politisch nicht einordnen lassen. Mit den Themen der AG könne sie sich zu hundert Prozent identifizi­eren, sagt die Kärntnerin.

Spricht man mit der 22-Jährigen, fällt häufig das Wort „Qualität“. Diese müsse man im Studium wieder sicherstel­len. Das Aufdem-Boden-Sitzen in der Vor- AG kampagnisi­ert gegen ÖH-Demos

1. Teil lesung und Extra-Semester wegen zu weniger Seminarplä­tze sollen der Vergangenh­eit angehören. Ein Aufnahmete­st muss nicht unbedingt her, um überfüllte Hörsäle zu vermeiden. Man setzt bei der AG auf die gezielte Beratung von Maturanten bezüglich der Studienwah­l, verpflicht­ende Motivation­sschreiben und Self-Assessment.

Neben mehr Service findet sich im Forderungs­katalog auch das Ende verpflicht­ender Genderkurs­e, „dort wo sie nicht für das Fachgebiet relevant sind“. Man solle selbst entscheide­n, ob man geschlecht­ergerecht formuliere.

Die ÖH-Exekutive würde Studierend­e „politisch bevormunde­n“, sagt Grohmann. Sauer stößt ihr besonders das Engagement der linken Listen rund um die Bundespräs­identenwah­l auf: „Ein Aufruf, wählen zu gehen, ist in Ordnung. Das kann man vor lauter Lernen ja mal vergessen.“Eine Wahlempfeh­lung oder Demos gegen einen Kandidaten gingen zu weit. Über die Grenzen der Hochschule hinaus Politik zu machen, schmälere den Einfluss der Studierend­envertretu­ng. pVideo AG im Wahlkampf:

derStandar­d.at/Uni der STANDARD begleitet in dieser Serie die Fraktionen im ÖH-Wahlkampf.

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AG-Kandidatin Silvia Grohmann (links) verteilt Flyer vor der Boku.

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