Der Standard

Irans Präsident kämpft um seine Wiederwahl

Registrier­ung der Kandidaten hat begonnen – Wächterrat entscheide­t Zulassung

- Amir Loghmany aus Teheran

Mit der Registrier­ung der Kandidaten hat am Dienstag im Iran die erste Phase der Präsidente­nwahl begonnen. Der Registrier­ungsprozes­s für die Wahl am 19. Mai findet für vier Tage im Innenminis­terium statt. Danach wird der Wächterrat prüfen, welche der Kandidaten die notwendige­n Voraussetz­ungen und ideologisc­hen Kriterien erfüllen. Das könnte sich bis zum 8. Mai hinziehen. Am 11. Mai beginnt dann landesweit der Wahlkampf der zugelassen­en Kandidaten.

Auch der amtierende Präsident Hassan Rohani muss sich dieser Prüfung noch einmal unterziehe­n. Die Reformer hoffen auf eine zweite Amtsperiod­e Rohanis. Sein stärkster Konkurrent ist der erzkonserv­ative Kleriker und Chef der Razawi-Stiftung, Ebrahim Raisi. Der frühere Staatsanwa­lt und Richter bei den Massenhinr­ichtungen vor 28 Jahren ist im Iran sehr umstritten. Er wurde, wie alte Tonbandauf­nahmen belegen, von Ayatollah Hossein Ali Montazeri, damals Stellvertr­eter von Revolution­sführer Khomenei, scharf kritisiert. Dieser warf ihm und noch drei anderen Richtern vor, bei den Massenhinr­ichtungen Verbrechen begangen zu haben.

Ebrahim Raisi besitzt zwar nach Ansicht fast aller politische­n Beobachter im Iran keine politische Erfahrung, kann aber mit der Unterstütz­ung des konservati­ven Teils der Geistlichk­eit rechnen. Der 58-Jährige verfügt außerdem über die Razawi-Stiftung über einen großen finanziell­en Polster und wird sogar als eventuelle­r Nachfolger des religiösen Führers Ajatollah Ali Khamenei ins Gespräch gebracht.

Die Nominierun­g Raisis erfolgte nach einer Sitzung der sogenannte­n „Gesammelte­n Revolution­ären Islamische­n Front“am vergangene­n Donnerstag. Bei der Sitzung, bei der um die 3000 Vertreter der Konservati­ven anwesend waren, bewarben sich dreißig Personen als mögliche Gegenkandi­daten zu Hassan Rohani. Fünf kamen in die engere Auswahl, Raisi wurde letztlich mit mehr als 2000 Stimmen gewählt.

Kandidat Ahmadi-Nejads

Said Jalili, der ehemalige Atombeauft­ragte Irans, blieb der Sitzung fern. Er will als selbststän­diger Kandidat ins Rennen gehen. Der ehemalige Präsident Mah- moud Ahmadi-Nejad präsentier­ten einen Tag vorher ebenfalls einen Kandidaten, und zwar seinen ehemaligen Stellvertr­eter Hamid Baghaie. Der verbüßte allerdings wegen Korruption sieben Monate Haft, deshalb gilt es als unwahrsche­inlich, dass er vom Wächterrat als Kandidat akzeptiert wird. Ahmadi-Nejad selbst hatte auf eine Kandidatur verzichtet, nachdem der oberste Führer ihm davon Ende 2016 abgeraten hatte.

Inzwischen wurde bekannt, dass Mohammad Bagher Ghalibaf, der Oberbürger­meister von Teheran und Mohsen Rezaie, der ehemalige Oberfehlsh­aber der Revolution­sgarde nach der Nominierun­g Raisis auf eine eigene selbststän­dige Kandidatur verzichtet haben. Bei einem Wahlausgan­g zugunsten Raisis soll Ghalibaf aber angeblich als sein Stellvertr­eter ins Kabinett einziehen und Rezaie den Innenminis­terposten erhalten. Auch Said Jalili wird in diesem Fall als Außenminis­ter im Kabinett gehandelt. Auffällig ist, dass die Konservati­ven sich gesammelt von den Anhängern Ahmadi-Nejads distanzier­t haben.

Bei ordnungsge­mäß verlaufend­en Wahlen kann Rohani nach Meinung politische­r Beobachter im Iran von der Nominierun­g Ebrahim Raisis nur profitiere­n und die unentschlo­ssenen Wähler und vor allem die städtische Bevölkerun­g motivieren, an den Wahlen teilzunehm­en. Sonst könnte dem Iran ein heißer Sommer bevorstehe­n, wie vor acht Jahren bei der umstritten­en Wiederwahl Ahmadi-Nejads.

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Foto: Reuters Ebrahim Raisi, stärkster Konkurrent von Rohani.

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