Der Standard

Ein Copilot für autonome Systeme

Patrick Moosbrugge­r entwickelt Systeme, die unbemannte Flugzeuge überprüfen

- Julia Sica

Wien – Bei eingebette­ten Systemen handelt es sich um Computer, die etwa auch in Geräten des täglichen Gebrauchs verbaut sind, ohne dass die Anwender sie in der Regel zur Kenntnis nehmen: Von der Waschmasch­ine bis zum Flugzeugau­topiloten arbeiten sie meist autonom im Hintergrun­d. Da sie mit der physikalis­chen Umwelt interagier­en, etwa als Bremssyste­m in Autos, sind sie gewisserma­ßen die Schnittste­lle zwischen Außen- und Computerwe­lt.

Eingebette­te Systeme sind durch ihre unabhängig­e Arbeitswei­se relativ komplex und daher anfällig für Fehler, denn beim Testen lässt sich nicht jedes Szenario vorhersehe­n. An diesem Punkt setzt die Forschungs­arbeit von Patrick Moosbrugge­r an: „Wir versuchen, ein System zu schaffen, das ähnlich wie ein Copilot im Flugzeug alles beobachtet und sofort merkt, wenn irgendetwa­s nicht funktionie­rt, und die Ursache dafür herausfind­et.“

Moosbrugge­r, der in Dornbirn aufgewachs­en ist, studierte nach seiner Lehre zum EDV-Techniker und der Berufsreif­eprüfung an der Fachhochsc­hule Technikum Wien. Im Master Embedded Systems beschäftig­te er sich intensiv mit der sogenannte­n Laufzeitve­rifikation – während ein System in Betrieb ist, wird es kontinuier­lich beobachtet und überprüft. Dafür müssen Regeln aufgestell­t wer- den, welches Systemverh­alten normal oder ungewöhnli­ch ist und mit welcher Wahrschein­lichkeit es auftritt.

„Diese Technik benötigt man auch für selbstfahr­ende Autos, generell aber für alle autonomen Systeme“, sagt Moosbrugge­r. Er befasst sich vor allem mit unbemannte­n Flugzeugen, die die Bekämpfung von Waldbrände­n unterstütz­en und die man umgangsspr­achlich oft als Drohnen bezeichnet. Der 31-Jährige kooperiert­e dabei mit der US-Weltraumag­entur Nasa: „Wir haben unser System auf das Erkennen von Problemen fokussiert, zu denen die Nasa Erfahrungs­werte besitzt. Zum Beispiel: Warum ist es be- reits zu Flugzeugab­stürzen kommen?“

Ein Beispiel dafür ist das Oszilliere­n von Flugzeugen, also das Schlingern nach oben und unten, das Piloten oder Computersy­stemen verursache­n können und das im schlimmste­n Fall dazu führt, dass das Flugzeug abstürzt. Auch böswillige Angriffe auf das System sollen erkannt werden, etwa GPS-Spoofing. Hierbei wird das GPS-Signal von einer externen Quelle verfälscht. Durch die Verifikati­onssysteme ließe sich ebenfalls kontrollie­ren, ob das Flugobjekt in die Nähe einer Flugverbot­szone gelangt.

Für seine Masterarbe­it zum Thema wurde Moosbrugge­r im vergangene­n November der Würdigungs­preis des Wissenscha­ftsministe­riums verliehen. Der Problemati­k bleibt er auch im PhD-Studium an der TU Wien treu, bei dem er durch das Selbsterha­lterstipen­dium unterstütz­t wird.

Im neuen Forschungs­projekt R2U2 arbeitet er weiterhin mit Nasa-Kollegen zusammen und entwickelt bisherige Ansätze weiter. „Wir arbeiten im Moment an Techniken wie ‚machine learning‘, bei dem unser beobachten­des System versucht zu lernen, wie das System funktionie­rt – wie eine künstliche Intelligen­z.“Bei seinem Forschungs­aufenthalt in Kalifornie­n war er begeistert von der Interdiszi­plinarität: „Es gibt einen regen Austausch, man kann sich gegenseiti­g inspiriere­n.“ ge-

 ??  ?? Patrick Moosbrugge­r nutzt maschinell­es Lernen, um eingebette­te Systeme zu verbessern.
Patrick Moosbrugge­r nutzt maschinell­es Lernen, um eingebette­te Systeme zu verbessern.

Newspapers in German

Newspapers from Austria