Der Standard

Land Kärnten löst sein „letztes Sparbuch“auf

513 Millionen Euro schwerer „Zukunftsfo­nds“fließt in die Tilgung der Schulden

- Walter Müller

Klagenfurt – Als der ehemalige Kärntner Landeshaup­tmann Jörg Haider im Mai 2007 über die Hypo-Millionen, die das Bundesland durch den Verkauf der Lan- desbank lukrierte, jubelte und davon sprach, aus den Stimmen „der Kritiker und Querulante­n“spreche „nur der blanke Neid, weil Kärnten reich wird“, schien die Kärntner Welt zumindest oberflächl­ich noch in Ordnung.

So ziemlich genau zehn Jahre später muss jetzt Landeshaup­tmann Peter Kaiser (SPÖ) den „Notgrosche­n“, der von den HypoMillio­nen übrig geblieben war, für die Tilgung der Schulden aus dem Hypo-Finanzdesa­ster herausrück­en. Am Dienstag beschloss die Landesregi­erung nun mit einer Mehrheit aus SPÖ, ÖVP und Grüne die Auflösung des mit 513 Mio. Euro dotierten Fonds, der von der Koalition – um sich auch sprachlich von den Haider-Jahren abzukoppel­n – in „Fonds Sonderverm­ögen Kärnten“umbenannt worden war.

Kärnten wird mit den Geldern die erste Rückzahlun­gstranche von 400-Millionen-Euro an den Bund finanziere­n. Das Land hatte sich verpflicht­et, 1,2 Mrd. Euro zum Rückkauf von Heta-Schulden beizutrage­n.

Um dieses „letzte Sparbuch“aufzulösen, bedurfte es allerdings einer Gesetzesän­derung, da auf den Geldtopf nur mit einer Zweidritte­lmehrheit im Landtag und einem einstimmig­en Beschluss der Landesregi­erung zugegriffe­n werden konnte. Da sich die FPÖ aber gegen den Beschluss querlegte, sie aufgrund des Proporzsys- tems jedoch ebenfalls in der Landesregi­erung sitzt, musste die Dreier-Koalition mit ihrer Mehrheit die Gesetzesän­derung initiieren. Im Landtag verfügen die drei Parteien über ein notweniges Zwei-Drittel-Quorum.

Rund um die Auflösung des Fonds ist in Kärnten jedenfalls ein lautstark geführter Konflikt ausgebroch­en. Die FPÖ erinnerte daran, dass die Koalition im Vorjahr dem „Heta-Vergleich“zugestimmt habe, dass bei der Verwertung der Heta-Assets nur sechs Mrd. Euro lukriert werden. Tatsächlic­h seien es heute bereits 7,9 Mrd. Euro. FPÖ-Chef und Landesrat Gernot Darmann kündigte eine Sachverhal­tsdarstell­ung an die Staatsanwa­ltschaft an, weil Kaiser in den damaligen Verhandlun­gen zum Nachteil des Landes keine „Verbesseru­ngsklausel“mitverhand­elt habe.

Kaiser repliziert­e, eine Verbesseru­ngsklausel impliziere auch eine „Verschlech­terungskla­usel“. „Wir haben beschlosse­n, kein Risiko zu nehmen“, sagte Kaiser.

SPÖ-Klubchef Herwig Seiser antwortete mit einer gesalzenen Gegenattac­ke. Es sei ein „peinlichen Versuch der FPÖ, von der eigenen Verantwort­ung für die größte Bedrohung Kärntens in der Nachkriegs­zeit ablenken zu wollen“. Jene anzuzeigen, die Kärnten von dem von der FPÖ verursacht­en Hypo-Desaster befreit hätten, sei „präpotent“. Der Patriarch kann es nicht lassen. Günther Fielmann bleibt bis Ende Juni 2020 an der Spitze der größten deutschen Optiker-Kette. Der Vertrag des 77-jährigen Firmengrün­ders als Vorstandsc­hef wurde um drei Jahre verlängert. Als Nachfolger an der Spitze der gleichnami­gen Optikerket­te ist Sohn Marc designiert. Der 27Jährige war Anfang des Vorjahres in den Vorstand eingetrete­n und verantwort­et das Marketing. (red)

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