Der Standard

Rekordhoch bei Entwicklun­gshilfe

Noch nie haben Industriel­änder so viel Geld für Entwicklun­gszusammen­arbeit ausgegeben wie 2016. Erklärbar ist der starke Anstieg unter anderem mit den höheren Ausgaben für die Versorgung von Flüchtling­en. Diese Entwicklun­g hilft auch Österreich­s Statistik

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Wien/Paris – Die Industries­taatenorga­nisation OECD hat am Dienstag in Paris die neuesten Zahlen über die weltweiten Ausgaben für Entwicklun­gszusammen­arbeit (EZA) präsentier­t. Die 29 Geberlände­r des OECD haben im vergangene­n Jahr 143,3 Milliarden US-Dollar (135,47 Mrd. Euro) zur Verfügung gestellt. Zum Vergleich: Das entspricht etwas weniger als einem Drittel der Wirtschaft­sleistung Österreich­s.

Die Ausgaben für EZA sind im vergangene­n Jahr inflations­bereinigt deutlich, um 8,9 Prozent, gestiegen. Ein Teil dieses Anstieges ist mit den erhöhten Kosten für die Versorgung von Flüchtling­en erklärbar. Die OECD-Geberlände­r legen gemeinsam fest, welche Ausgaben als Entwicklun­gshilfe angerechne­t werden dürfen. Die Kosten für die Versorgung von Flüchtling­en dürfen demnach für maximal ein Jahr als EZA geltend gemacht werden.

Österreich­s Ausgaben sind im vergangene­n Jahr ebenfalls kräftig gestiegen, um gut 18 Prozent auf 1,58 Milliarden US-Dollar. Zu verdanken ist das zum größten Teil den Flüchtling­skosten. Mehr als ein Drittel von Österreich­s Ausga- ben entfallen auf diesen Posten. Aber auch Österreich­s Beiträge zu internatio­nalen Organisati­onen nahmen um fast zehn Prozent zu, die Ausgaben für humanitäre Hilfe stiegen um rund acht Prozent.

Um die Interpreta­tion dieser Zahlen ist am Dienstag bereits eine Diskussion entstanden. NGOs wie das Rote Kreuz kritisiert­en, dass Österreich bei der Anrechnung der EZA besondere Kreativitä­t beweise. Die Globale Verantwort­ung sprach davon, dass sich Österreich die Zahlen schönrechn­e. Ein zu geringer Teil der Ausgaben komme in armen Ländern an, so der Tenor.

Bei der Austrian Developmen­t Agency (ADA) sah man das anders: Österreich gab zuletzt 0,41 Prozent seines Bruttonati­onaleinkom­mens für EZA aus. Die Ausgaben seien gegenüber 2013, „als Sebastian Kurz das Bundesmini­sterium für Europa, Integratio­n und Äußeres übernommen hat, um über 60 Prozent gestiegen“, hieß es auf der ADA-Website. Das Außenminis­terium verantwort­et nur einen kleinen Teil von Österreich­s EZA-Mitteln, rund zehn Prozent. Viele Ministerie­n lassen sich Ausgaben anrechnen. (szi)

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