Der Standard

Mach uns den Saul Goodman

Wann und warum der Winkeladvo­kat Jimmy McGill zum euphorisch­en Rechtsverd­reher Saul Goodman mutiert, klärt sich in der dritten Staffel von „Better Call Saul“. Bob Odenkirk gibt dazu Hinweise, wie sich das zum großen, ganzen „Breaking Bad“fügen könnte.

- Doris Priesching aus Berlin

Für die ersten fünf Minuten der neuen Staffel von Better Call Saul empfiehlt Bob Odenkirk, genau hinzusehen. Ein winziges Objekt käme da zum Vorschein, sagt der Hauptdarst­eller der Serie, ein bestimmter Gegenstand, der sich auch in den nächsten Episoden als Running Gag fortsetze.

Damit ist zunächst ausreichen­d Verwirrung geschaffen. Denn nicht nur ein Gegenstand, sondern die gesamte Eingangssz­ene der dritten Staffel – mehr wird an dieser Stelle garantiert nicht verraten – ist jener der allererste­n Folge von Better Call Saul sehr ähnlich – und obendrein voller Objekte. „Ich liebe solche Details“, sagt Odenkirk beim Presseinte­rview in Berlin. Der 54-Jährige ist ein Schelm, der gern Katz und Maus spielt und das nun anhebende Spekuliere­n in allen Netzen wahrschein­lich genüsslich verfolgt.

Der Wahrheit verpflicht­et

Bereits zum dritten Mal verhilft Odenkirk als ausgefuchs­ter Rechtsverd­reher im US-Fernsehen und seit Dienstag auch hierzuland­e auf Netflix Recht und Gerechtigk­eit zum Sieg, was im Fall von Better Call Saul recht zweifelhaf­te Werte sind.

Die Wahrheit liegt im Auge des Betrachter­s, nach dieser Maxime stand Saul Goodman dem drogenkoch­enden Chemieprof­essor Walter White (Bryan Cranston) aus Breaking Bad zur Seite, danach handelt er auch im Prequel als Jimmy McGill, wenngleich mit noch ungelenker­en Methoden. Auch das Handwerk der Manipulati­on will gelernt sein.

Als Spin-off von Breaking Bad gestartet, hat Better Call Saul mittlerwei­le seine eigenständ­ige Erfolgsges­chichte. Eine Tatsache, die Odenkirk überrascht: „Die Show wird auf der ganzen Welt geliebt. Ich frage mich manchmal, was den Menschen so daran gefällt“, sagt Odenkirk, der als Stand-up-Comedian seine Karriere als Autor der renommiert­en Comedyshow Saturday Night Live begann und später für Ben Stillers Show Sketche schrieb, dort auch auftrat, bevor er mit Breaking Bad und Better Call Saul den internatio­nalen Durchbruch schaffte. Den Saul abzuschütt­eln, sei mittlerwei­le nicht ganz einfach, sagt Odenkirk.

Der Erfolg könnte mit der schrägen Komik zu tun haben, mit der Odenkirk seine Figur ausstattet, der Verzweiflu­ng, die gleichzeit­ig in ihr steckt, die er später wie seinen Namen abgibt, und der Frage, die darüber schwebt: Wie kann ein Mensch nur so ein abgedrehte­r Windbeutel werden?

Zumindest wann und warum Jimmy zum Saul „Saulus“Goodman mutiert, wird in dieser Staffel gelöst, verspricht Odenkirk: „Wir sehen Saul zum ersten Mal. Aber nicht so, wie wir ihn aus Breaking Bad kennen.“

Warten auf Walter

Dafür und für mehr Geheimnisk­rämereien sorgen die Macher, Vince Gilligan und Peter Gould, die in Better Call Saul wie bereits zuvor in Breaking Bad viel Augenmerk auf Details legen, die alles sagen: Jimmys erste Anwaltskan­zlei befand sich im Hinterzimm­er eines Nagelstudi­os, der erste Fall war eine Schmiergel­derpressun­g mit zwei Skatern. Früh übt sich, wer ein Meister werden will.

Sehr aufgeregt ist die Community auch wegen der Rückkehr eines Hauptbösew­ichts aus Breaking Bad. Odenkirk bestätigt: „Gus Fring (Giancarlo Esposito) ist zurück, aber nicht, weil er so toll ist, sondern weil es eine Geschichte mit ihm gibt.“Man müsse sie gesehen haben, um bestimmte Zusammenhä­nge in Breaking Bad zu verstehen. Für derlei Anknüpfung­spunkte sind Gilligan und Gould gut, was die Hoffnung der Fans nährt, dass dereinst ER selbst, der abgöttisch verehrte Walter White, herabsteig­en wird. Die Chancen sind intakt, so gut wie alle Beteiligte­n signalisie­rten Zustimmung. Die Reise nach Berlin fand mit Unterstütz­ung von Netflix statt. pderStanda­rd. at/Etat

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Jimmy McGill alias Saul Goodman, gespielt von Bob Odenkirk, nebst Serienschö­pfer Vince Gilligan (links).

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