Der Standard

Dabei studieren die Töchter im Ausland

Die Argumente gegen die Central European University in Ungarn sind vorgeschob­en

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Im Standard vom 7. April hat der ungarische Botschafte­r János Perényi moniert, dass die internatio­nale Kritik an der Lex CEU fehlgeleit­et sei, da sie wesentlich auf Unkenntnis der Sachlage beruhe. Was hat es mit den Fakten auf sich, die angeblich von den Kritikern des Gesetzes übersehen werden? Anlass des Gesetzes sei keinesfall­s die CEU, sondern festgestel­lte Unregelmäß­igkeiten bei einer Reihe ausländisc­her Universitä­ten.

Perényi verschweig­t dabei, dass der ungarische Premiermin­ister bereits im Dezember 2016 angekündig­t hatte, dass im Jahr 2017 Soros und die von ihm finanziert­e Organisati­on verdrängt werden sollen. Eine Regierung, die nur mit ein paar Unregelmäß­igkeiten aufräumen möchte, hätte den Kon- takt zu den betroffene­n Universitä­ten suchen können. Genau das ist aber nicht passiert.

Der Botschafte­r wirft der CEU auch vor, 17 Kurse ohne Registrier­ung anzubieten. Es ist schlichtwe­g unmöglich zu ergründen, was er damit meint. Es gibt keinen einzigen Kurs an der CEU, der nicht registrier­t ist. Möglicherw­eise verwechsel­t er Registrier­ung mit Akkreditie­rung. Eine Akkreditie­rung aber bezieht sich auf ein ganzes Programm und schreibt nicht vor, welche Kurse unterricht­et werden sollen.

Zudem argumentie­rt Perényi, dass die Tatsache, dass CEU sowohl ungarische wie amerikanis­che Diplome ausstellen kann, einen unfairen Wettbewerb­svorteil darstelle. Sollte es nicht im Interesse jeder Regierung sein, ihren Bürgern die bestmöglic­he Bildung zu ermögliche­n? Hat die internatio­nal renommiert­e CEU nicht genau dazu beigetrage­n?

Wie ist es mit dieser Logik vereinbar, dass sowohl der ungarische Premiermin­ister wie der Staatspräs­ident ihren Töchtern jeweils ein Studium im Ausland an genau solchen Hochschule­n finanziert haben, die „unfaire“Wettbewerb­svorteile haben und die nach der Lex CEU illegal wären? Anscheinen­d erkennen die politische­n Eliten Ungarns die Vorteile solcher Universitä­ten an. Problemati­sch wird es nur, wenn sie Central European University heißen und in Ungarn operieren.

DOROTHEE BOHLE ist Professori­n für Politikwis­senschafte­n am European University Institute, Fiesole.

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