Der Standard

KOPF DES TAGES

Neutraler nützt den SPÖ- Streit zum Aufstieg

- David Krutzler

Für öffentlich­e Vorstöße und griffige Sager ist Christian Meidlinger nicht bekannt – zumindest nicht in seinem politische­n Leben. Seinen Aufstieg in der SPÖ Wien und in der Gewerkscha­ft erarbeitet­e sich der 53-Jährige weitgehend still und leise. Der jüngste Karrieresp­rung zu einem der fünf Stellvertr­eter von Landespart­eichef Michael Häupl war aber nicht geplant. „Überrasche­nd“sei die Nominierun­g für ihn gewesen, gab Meidlinger zu. Beim Landespart­eitag Ende April soll er in seiner neuen Funktion bestätigt werden.

Meidlinger, das weiß er selbst, ist ein Kompromiss­kandidat. Im Streit zwischen linkem und rechtem Flügel innerhalb der Wiener SPÖ gilt der Chef der Gewerkscha­ft Younion, die auch für die Gemeindebe­diensteten zuständig ist, als Gemäßigter. Das weiß Häupl zu schätzen: Er hat ihn im Jänner, nach dem Rücktritt von Sonja Wehsely, in die siebenköpf­ige interne Gruppe geholt, die den parteiinte­rnen Konflikt besprechen soll.

Jetzt folgt Meidlinger der Ex-Stadträtin in das Präsidium nach. Dass im Flügelstre­it just ein Neutraler eine prononcier­te Linke beerben soll, wird aber auch als Stärkung der Fraktion rund um Stadtrat Michael Ludwig gesehen. Meidlinger, in Floridsdor­f und also im Bezirk von Ludwig verankert, will sich hingegen nicht positionie­ren und sieht seine Kandidatur als Stärkung der Gewerkscha­ft.

In dieser ist der verheirate­te zweifache Familienva­ter groß geworden. Der gelernte Schwachstr­ommechanik­er bei den Wiener Verkehrsbe­trieben und Werkmeiste­r für industriel­le Elektronik ist seit 1989 als Personalve­rtreter freigestel­lt.

2007 stieg Meidlinger zum Vorsitzend­en der Gewerkscha­ft der Gemeindebe­diensteten auf, der er heute noch ist. Ebenfalls seit 2007 sitzt er im Gemeindera­t. Die Mediziner im Krankenans­taltenverb­und (KAV) warfen ihm seine Doppelroll­e im Ärztestrei­t um neue Arbeitszei­ten auch vor. Aktuell mischt Meidlinger bei der Neustruktu­rierung des KAV mit, der laut Häupl mehr Verantwort­ung erhalten, aber nicht ausgeglied­ert werden soll.

In Erinnerung bleibt Meidlinger als Kurzzeitbo­ss des Schwimmver­bands ab 2012. Sein Disput mit Dinko Jukic führte dazu, dass er dem OlympiaVie­rten einen Austritt nahelegte – ehe Meidlinger nach nur elf Monaten entnervt zurücktrat. Jukic hatte auch kritisiert, dass Meidlinger­s Frau Karin, eine Ex-Schwimmfun­ktionärin, für eine WM akkreditie­rt wurde – einige Trainer aber nicht.

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Foto: Robert Rubak Christian Meidlinger wird Vize von Landespart­eichef Michael Häupl in Wien.

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