KOPF DES TAGES
Neutraler nützt den SPÖ- Streit zum Aufstieg
Für öffentliche Vorstöße und griffige Sager ist Christian Meidlinger nicht bekannt – zumindest nicht in seinem politischen Leben. Seinen Aufstieg in der SPÖ Wien und in der Gewerkschaft erarbeitete sich der 53-Jährige weitgehend still und leise. Der jüngste Karrieresprung zu einem der fünf Stellvertreter von Landesparteichef Michael Häupl war aber nicht geplant. „Überraschend“sei die Nominierung für ihn gewesen, gab Meidlinger zu. Beim Landesparteitag Ende April soll er in seiner neuen Funktion bestätigt werden.
Meidlinger, das weiß er selbst, ist ein Kompromisskandidat. Im Streit zwischen linkem und rechtem Flügel innerhalb der Wiener SPÖ gilt der Chef der Gewerkschaft Younion, die auch für die Gemeindebediensteten zuständig ist, als Gemäßigter. Das weiß Häupl zu schätzen: Er hat ihn im Jänner, nach dem Rücktritt von Sonja Wehsely, in die siebenköpfige interne Gruppe geholt, die den parteiinternen Konflikt besprechen soll.
Jetzt folgt Meidlinger der Ex-Stadträtin in das Präsidium nach. Dass im Flügelstreit just ein Neutraler eine prononcierte Linke beerben soll, wird aber auch als Stärkung der Fraktion rund um Stadtrat Michael Ludwig gesehen. Meidlinger, in Floridsdorf und also im Bezirk von Ludwig verankert, will sich hingegen nicht positionieren und sieht seine Kandidatur als Stärkung der Gewerkschaft.
In dieser ist der verheiratete zweifache Familienvater groß geworden. Der gelernte Schwachstrommechaniker bei den Wiener Verkehrsbetrieben und Werkmeister für industrielle Elektronik ist seit 1989 als Personalvertreter freigestellt.
2007 stieg Meidlinger zum Vorsitzenden der Gewerkschaft der Gemeindebediensteten auf, der er heute noch ist. Ebenfalls seit 2007 sitzt er im Gemeinderat. Die Mediziner im Krankenanstaltenverbund (KAV) warfen ihm seine Doppelrolle im Ärztestreit um neue Arbeitszeiten auch vor. Aktuell mischt Meidlinger bei der Neustrukturierung des KAV mit, der laut Häupl mehr Verantwortung erhalten, aber nicht ausgegliedert werden soll.
In Erinnerung bleibt Meidlinger als Kurzzeitboss des Schwimmverbands ab 2012. Sein Disput mit Dinko Jukic führte dazu, dass er dem OlympiaVierten einen Austritt nahelegte – ehe Meidlinger nach nur elf Monaten entnervt zurücktrat. Jukic hatte auch kritisiert, dass Meidlingers Frau Karin, eine Ex-Schwimmfunktionärin, für eine WM akkreditiert wurde – einige Trainer aber nicht.