Trump- Sprecher kämpft mit missratenem Hitler-Vergleich
Rücktrittsaufforderungen an Sean Spicer werden laut
„Wissen Sie, nicht einmal jemand, der so verachtenswert ist wie Hitler, ist so tief gesunken, dass er Chemiewaffen eingesetzt hat.“Mit einem Satz, der die Gaskammern in deutschen Vernichtungslagern einfach ausblendete, hat Sean Spicer einen Sturm der Entrüstung entfacht. Da es nicht das erste Mal ist, dass der Sprecher des Weißen Hauses fehlendes Gespür ebenso wie mangelnde Geschichtskenntnisse erkennen lässt, mehren sich die Forderungen, dass Donald Trump ihn endlich ablösen möge.
Spicer, einst Reserveoffizier der Kriegsmarine, ist ein Mann aus dem republikanischen Parteiapparat, der erst mit Trumps Siegeszug ins Rampenlicht trat. Als Markenzeichen pflegt er eine ans Schroffe grenzende Schneidigkeit, die wiederum regelmäßig für beißenden Spott sorgt. Die Sendung Saturday Night Live etwa hat den 45-Jährigen, gespielt von der Komödiantin Melissa McCarthy, in satirischer Weise aufgespießt als einen Wüterich mit Kasernenhofton, der schnell die Geduld verliert und mit Gegenständen wirft, wenn Journalisten skeptisch nachhaken.
Zweifel an Eignung
Spicer also verteidigte den Raketenschlag gegen Syrien, indem er, bei einem seiner täglichen Briefings am Dienstag, den syrischen Präsidenten Bashar al-Assad mit Adolf Hitler verglich. Es klang wie 1990 nach der Besetzung Kuwaits durch irakische Truppen, als der Despot Saddam Hussein des Öfteren auf eine Stufe mit Hitler gestellt wurde. Nur dass sich Spicer derart verhedderte bei dem Versuch, Parallelen zu ziehen, dass nun nicht nur Kritiker an seiner Eignung zweifeln.
Nach dem ersten, oben zitierten Satz von Reportern um Klarstellung gebeten, verrannte er sich nur noch mehr. „Ich denke, wenn es um Sarin-Gas geht, hat er ( Hitler, Red.) das Gas nicht in einer Weise gegen sein eigenes Volk eingesetzt, wie Assad es tut.“Irritierte, ratlose, verblüffte Blicke im Saal, jemand rief: „Aber er hat die Juden vergast!“Darauf Spicer, in merkwürdiger Wortwahl bemüht, seinen Fauxpas zu korrigieren: „Er hat sie in die Holocaust-Zentren gebracht“, das sei ihm klar – Assad aber benutze chemische Waffen, indem er hineingehe in Städte und sie auf Unschuldige abwerfe, mitten in einer Stadt.
Das Holocaust-Museum in Washington erinnerte Trumps Sprecher daran, dass unter den von den Nazis getöteten Juden 160.000 bis 180.000 Deutsche waren. Steven Goldstein, der Direktor des amerikanischen Anne-FrankZentrums, fordert den US-Präsidenten auf, seinen Sprecher unverzüglich zu entlassen, da es dem Mann offensichtlich an der nötigen Integrität fehle. Ausgerechnet zu Beginn des jüdischen Pessachfests habe er den Holocaust geleugnet. „Er hat sich der widerwärtigsten Form von Fake News bedient, die man sich vorstellen kann, indem er bestritt, dass Hitler Millionen von Juden vergaste“, protestiert Goldstein. Spicers Worte seien die übelste Verleumdung einer bestimmten Gruppe von Menschen, die man je von einem Pressesekretär des Weißen Hauses gehört habe.
Nancy Pelosi, die Fraktionschefin der Demokraten im Repräsentantenhaus, sagt es mit einer Zeile aus Apprentice, der RealityShow, in der Trump Kandidaten, die er für unqualifiziert hielt, mit einem resoluten „You are fired“den Stuhl vor die Tür setzte: „Sean Spicer muss gefeuert werden.“
Um Schadensbegrenzung bemüht, ließ sich der unter Druck Geratene später von Wolf Blitzer interviewen, einem CNN-Moderator, dessen Eltern den Holocaust überlebten, während andere Familienmitglieder ums Leben kamen. Er habe Vergleiche angestellt, die man nicht anstellen dürfe, sagte Spicer.