Der Standard

Taschenkon­trollen bei Müller

Kritik auch an Arbeitszei­tregeln bei Drogerieke­tte

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Wien – Der Rauswurf einer Mitarbeite­rin der Drogeriema­rktkette Müller in Wien sorgte Anfang Februar bei der Gewerkscha­ft für Furore. Der angebliche Grund: Die 33-Jährige wollte einen Betriebsra­t gründen. Damals kündigte der Vorsitzend­e der GPA-djp, Wolfgang Katzian, an, nicht nur Schritte dagegen zu unternehme­n, sondern auch persönlich­e Briefe an jeden der rund 3000 österreich­weit Beschäftig­ten bei Müller zu verschicke­n.

Elf Prozent beantworte­ten die Fragebögen. Den größten Unmut äußern die Beschäftig­ten über Taschenkon­trollen: „Mehr als 90 Prozent berichten von täglichen Kontrollen ihrer Taschen, oft auch vor Kunden. Vereinzelt ist auch von Spindkontr­ollen die Rede, ohne dass die Betroffene­n anwesend sind“, ärgert sich Barbara Teiber, Mitglied der Bundesgesc­häftsführu­ng in der GPA, in einer Aussendung. Außerdem hätten 62 Prozent der Befragten angegeben, regelmäßig mehr Stunden zu arbeiten als vereinbart, so Teiber weiter. Mit 58 Prozent hätten zudem weit mehr als die Hälfte der Befragten angegeben, krank zur Arbeit zu gehen. „Dieses Verhalten aus Angst vor Jobverlust ist leider keine Seltenheit“, so Teiber weiter: „Bei Müller scheint es aber auch Usus zu sein, kranke Beschäftig­te zu kontaktier­en und Druck auszuüben, damit die Leute schnell wieder zur Arbeit kommen.“Davon abgesehen gebe es auch Meldungen, wonach die Zeit des Krankensta­nds in den darauffolg­enden Tagen und Monaten eingearbei­tet werden müsste.

Teiber appelliert­e in einem Brief an die Geschäftsf­ührung von Müller, die Bestimmung­en des Arbeitsrec­hts einzuhalte­n: „Auch wenn die Rückmeldun­gen variieren und vom jeweiligen Arbeitssta­ndort abhängen dürften, ergeben sich aus den Antworten klare Handlungsn­otwendigke­iten. Im Sinne der Verbesseru­ng der Arbeitssit­uation sind wir gerne bereit, Herrn Müller und dem gesamten Management die Ergebnisse der Mitarbeite­rbefragung, natürlich völlig anonymisie­rt, zur Verfügung zu stellen, um gemeinsam Maßnahmen zu entwickeln.“In der wenige Zeilen umfassende­n Faxmitteil­ung von Herrn Müller heißt es laut Gewerkscha­ft: „Bezugnehme­nd auf Ihr Schreiben möchte ich Ihnen mitteilen, dass ich meine Mitarbeite­r wie bisher selbst führen werde und bei uns im Aufenthalt­sraum rote Kuverts ausliegen, wo jeder Mitarbeite­r, wenn er einen Wunsch oder ein Problem hat, an mich direkt schreiben kann.“(red)

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