Der Standard

Bombardier und Siemens prüfen Allianz am Zug

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Frankfurt/Berlin/Toronto – Für Kunden und Einkäufer, allen voran die öffentlich­e Hand als Eigentümer der meisten Eisenbahnu­nternehmen weltweit, könnte die Auswahl an Lokomotive­n, Waggons und Straßenbah­nen bald entscheide­nd kleiner werden und der Preisdruck enorm steigen: Der deutsche Elektromul­ti Siemens und sein kanadische­r Bahntechni­k-Konkurrent Bombardier bauen an einer gemeinsame­n Zugsparte. Die Gespräche seien sehr weit fortgeschr­itten, berichtete Bloomberg unter Berufung auf mit der Materie vertraute Personen.

Gemeinsam könnten sich die beiden zuletzt unter Investitio­nszurückha­ltung leidenden Zugbauer gegen die aufstreben­de Konkurrenz aus China besser behaupten, so die Überlegung. Mit 16 Milliarden Dollar (15 Mrd. Euro) Umsatz wären sie allerdings nur halb so groß wie CRRC, der 2015 geschmiede­te chinesisch­e Rivale. CRRC ist Partner von Bombardier – und so kamen prompt Spekulatio­nen auf, die Chinesen könnten bei dem Mega-Deal mit Siemens im Hintergrun­d die Fäden ziehen.

Wiewohl ungefähr gleich groß, steht Siemens Transporta­tion besser da als Flugzeugba­uer Bombardier, der mit Staatshilf­e und dem Einstieg des zweitgrößt­en kanadische­n Pensionsfo­nds, Caisse de depot et placement du Quebec (hält 30 Prozent), gestützt werden musste. Beide Konzerne wollten einen Deal nicht kommentier­en.

In Wien geht seither die Angst um Arbeitsplä­tze um. SiemensTra­nsportatio­n beschäftig­t in ihrem SGP-Werk in Simmering 1200 Mitarbeite­r und in Graz, dem Kompetenzz­entrum für Drehgestel­le, weitere 980. Bei Bombardier ist die Lage aufgrund von Umstruktur­ierungen unübersich­tlicher, auf der Website wird die Zahl der Beschäftig­ten in Donaustadt mit 550 angegeben. Dort werden allerdings nur Straßenbah­nen gefertigt. Die von der ÖBB bestellten Elektrotri­ebzüge werden in Henningsdo­rf in Brandenbur­g gefertigt. Die Siemens-Züge der ÖBB wiederum kommen aus Krefeld.

Dass die EU-Wettbewerb­skommissio­n einer Fusion zustimmt, gilt als ungewiss. Es bliebe nur mehr die französisc­he Alstom als Konkurrent übrig. (Reuters, ung)

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