Die Fortsetzung des Albtraums
Der FC Barcelona wurde im Viertelfinal-Hinspiel der Champions League in Turin mit 0:3 gedemütigt. Juventus feiert den zweifachen Torschützen Paulo Dybala als Marsmenschen. Die Italiener werden ein zweites Wunder kaum zulassen.
Turin – Luis Enrique kochte. „Ich will nicht von einem Comeback sprechen, ich bin richtig sauer“, sagte der Trainer des FC Barcelona und verzog fast schon angewidert das Gesicht. Die Gala von Juventus Turin, vor allem aber die miese Leistung seines Starensembles mit dem blassen Lionel Messi setzten dem Spanier zu.
„Es war erneut wie ein Albtraum. Ein Albtraum, den alle Barca-Fans schon vor nicht allzu langer Zeit durchleben mussten“, sagte Enrique nach der 0:3-Niederlage der Katalanen im Viertel- final-Hinspiel bei der alten Dame, schüttelte sich und beschwor dann doch das nächste Wunder. Barcelona könne schließlich vier Tore „gegen jeden Gegner erzielen“. Erst vor einem Monat hatte Enriques Team im Achtelfinale einen 0:4-Rückstand gegen Paris Saint-Germain umgebogen (6:1).
Wohl auch deswegen fielen die Reaktionen aus dem Juve-Lager trotz der imponierenden Vorstellung vergleichsweise verhalten aus. „Der erste Schritt Richtung nächste Runde ist geschafft“, sagte Mittelfeldspieler Sami Khedira. Trainer Massimiliano Allegri zeigte sich überzeugt, „dass Barcelona zu Hause ein anderes Gesicht zeigen wird“. Dass Juve jedoch ähnlich einbricht wie Paris beim 1:6 im Camp Nou, glauben die wenigsten Experten. Die Italiener haben sich mit ihrem Auftritt am Dienstag in den Kreis der Titelfavoriten geschossen. 34 Prozent Ballbesitz reichten vollauf.
Einen großen Anteil daran trägt der Argentinier Paulo Dybala, dem Messi nach dem Schlusspfiff respektvoll die Hand hinhielt. Freilich, ohne ihn dabei anzusehen, auch Messi war nach der Show seines Landsmanns sichtlich niedergeschlagen. Dybala wurde in der italienischen Presse gefeiert. „Juve siegt mit dem Marsmenschen Dybala. Diese Mannschaft ist erschreckend und kann Geschichte schreiben“, schrieb die Gazzetta dello Sport. Auch Corriere dello Sport feierte Juves Matchwinner: „Dybala ist der neue Messi. Der Argentinier siegt im Duell gegen seinen Helden.“
Der 23-jährige Stürmer hatte die Bianconeri mit einem Doppelschlag (7., 22.) schon früh auf die Siegerstraße gebracht. Barca wirkte danach zeitweise wie paralysiert, ließ den nötigen Kampfgeist vermissen. Giorgio Chiellini köpflelte das 3:0 (55.) und verbesserte noch einmal die Ausgangsposition der Italiener, die nach 1985 und 1996 zum dritten Mal den wichtigsten Titel im europäischen Fußball gewinnen könnten. Für den großen FC Barcelona ist der sechste Aufstieg auf den Thron nach der „Kreuzigung“(Sport) in weite Ferne gerückt. Enriques Team braucht am 19. April ein Wunder. Schon wieder. (sid, red)