Der Standard

Der Sprecher passt zu Trump

- Eric Frey

Sean Spicer könnte einem fast leidtun. Da setzt der Sprecher von US-Präsident Donald Trump fast täglich ungestraft Unwahrheit­en in die Welt – und wird nun nach einer nicht ganz falschen Aussage über Adolf Hitler und Chemiewaff­en massiv attackiert. Denn es stimmt, dass im Zweiten Weltkrieg nicht einmal die Wehrmacht Giftgas auf dem Schlachtfe­ld eingesetzt hat – auch, weil Hitler diese Gräuel im Ersten Weltkrieg selbst erlebt hatte.

Der Verzicht auf Chemiewaff­en ist daher eine der wenigen militärisc­hen Konvention­en, die seit 1918 mit nur wenigen Ausnahmen – etwa durch Saddam Hussein – gehalten haben. Dass ein US-Sprecher den Raketenang­riff nach Assads Sarin-Einsatz so rechtferti­gt, wäre legitim.

Doch Spicer redete sich dabei in einen Wirbel, indem er Assad und Hitler moralisch verglich und dabei den millionenf­achen Mord in den Gaskammern vergaß. Dass er dann suggeriert­e, die Nazis hätten mit Zyklon B nicht auch „die eigenen Leute“, nämlich deutsche Juden, ermordet, und die KZs als „Holocaust-Zentren“bezeichnet­e, tat das Übrige, um ihn als ignoranten Antisemite­n erscheinen zu lassen.

Offenbar hat Spicer die von Mitarbeite­rn vorbereite­ten Notizen nur halb gelesen oder nicht verstanden – und so den kleinen außenpolit­ischen Erfolg seines Chefs verdorben. Spicer dürfte seinen Job dennoch behalten – und das zu Recht: Seine Mischung aus Halbwissen und Überheblic­hkeit macht ihn zum passenden Trump-Sprecher.

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