Der Standard

CEU lehnt Orbáns Hintertür ab

Uni: Angebot „scheint nicht kohärent und nicht sicher“

- Gregor Mayer aus Budapest

Wegen der drohenden Schließung der US-geführten Central European University (CEU) in Budapest gerät die Regierung des Rechtsnati­onalisten Viktor Orbán unter immer stärkeren Druck. Während im Land tausende, vor allem junge Menschen gegen Orbáns repressive Machtpolit­ik demonstrie­ren, steht Ungarn aus demselben Grund in den westlichen Bündnissen, denen es angehört (EU und Nato), isoliert da.

Das als Novelle zum Hochschulu­nterrichts­gesetz getarnte Regelwerk zur Ausschaltu­ng der vor 25 Jahren von George Soros gegründete­n CEU hat das Fass zum Überlaufen gebracht. Selbst unter dem populistis­chen Präsidente­n Donald Trump steht die US-Regierung eisern hinter der CEU. Die EU-Kommission kündigte eine juristisch­e Überprüfun­g an. In der Europäisch­en Volksparte­i (EVP), der die regierende Fidesz angehört, mehren sich die Stimmen, die einen Ausschluss der OrbánParte­i fordern.

Vor diesem eher unerquickl­ichen Hintergrun­d sucht die Budapester Regierung nach einem gesichtswa­hrenden Rückzieher. Der für das Bildungswe­sen zuständige Staatssekr­etär László Palkovics trat mit dem unerwartet­en Vorschlag an die Öffentlich­keit, das eigene Gesetz durch einen „Lizenzvert­rag“auszutrick­sen.

Tatsächlic­h besteht die CEU eigentlich aus zwei Einheiten, der in den USA akkreditie­rten, dort aber keinen Lehrbetrie­b durchführe­nden Central European University, und der in Ungarn akkreditie­rten Közép-Európai Egyetem (Zentraleur­opäische Universitä­t). Die „Lex CEU“ist so formuliert und intendiert, dass sie diese bisher völlig legale Konstrukti­on juristisch unmöglich macht. Würde man institutio­nell umschichte­n, wäre sie wieder legal.

Der Vorschlag von Palkovics mag ein „Hintertürl“offerieren, ist aber für die CEU inakzeptab­el. „Diese Lösung (...) scheint weder juristisch noch operativ kohärent und sicher“, hielt die Leitung der Universitä­t in einer Aussendung fest. „Es ist eine unausführb­are Idee“, meinte CEU-Vizerektor Zsolt Enyedi, „außer das Gesetz wird erneut geändert.“

Nächste Demo am Samstag

Das erscheint denkbar: Die Proteste gegen Orbáns repressive Politik reißen nicht ab. Mehr als zehntausen­d Menschen demonstrie­rten am Mittwoch auf dem Budapester Heldenplat­z für die durch ein weiteres Gesetz gefährdete­n NGOs. Tausende von ihnen zogen in die Innenstadt und tanzten bis in die frühen Morgenstun­den. Für den Ostersamst­ag ist bereits die nächste Demo geplant.

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Foto: AFP / Attila Kisbenedek „Das ist nicht gut“, finden Demonstran­ten zum NGO-Gesetz.

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