„Wir suchen nach mordbereiten Tätern“
Noch hat die deutsche Polizei die Attentäter nicht fassen können. Ein festgenommener Iraker hatte wohl nichts mit dem Anschlag auf den Fußballklub Borussia Dortmund zu tun, bleibt aber in Haft wegen Mitgliedschaft beim IS. Die Polizei ermittelt weiter.
Dortmund – Gewissermaßen war die Festnahme eines 26-jährigen Irakers durch die deutsche Polizei in Nordrhein-Westfalen ein Schlag ins Wasser: Zwar wurde gegen den Mann wegen mutmaßlicher Mitgliedschaft bei der Terrororganisation „Islamischer Staat“(IS) Haftbefehl beantragt, doch am Anschlag auf den Mannschaftsbus des deutschen Fußballklubs BVB Borussia Dortmund war er offenbar nicht beteiligt. Ebenso musste auch der Verdacht gegen einen zweiten Mann fallengelassen werden: Auch der 28-jährige Deutsche habe nichts mit dem Attentat zu tun, hieß es schließlich am Donnerstag, zwei Tage nach der Tat.
Gesichert ist nach Angaben des Innenministers des Bundeslandes Nordrhein-Westfalen, Ralf Jäger, dass die verwendeten Sprengsätze hochprofessionelle Konstruktionen waren. „Die Sprengkraft war enorm“, sagte Jäger am Donnerstag im Landtag. Es könne nicht ausgeschlossen werden, dass die Täter nicht vorrangig politisch motiviert, sondern gewaltbereite Fußballfans seien. Die Täter seien nicht gefasst und hätten weitere Anschläge angekündigt, sagte der Minister. „Das nehmen wir sehr ernst.“
Landeskriminaldirektor Dieter Schürmann sagte: „Wir suchen nach mordbereiten Tätern“. Es werde nach wie vor nach Fingerabdrücken an den Überresten der Sprengsätze gesucht.
Laut Verfassungsschutz des Bundeslandes sind die drei Bekennerschreiben, die am Tatort gefunden wurden, keiner einzelnen extremistischen Richtung zweifelsfrei zuzuordnen. Es werde in Richtung Links- und Rechtsextremismus, aber auch in Richtung Islamismus ermittelt, sagte der Leiter des Verfassungsschutzes, Burkhard Freyer. Der Tatort selbst wurde nun freigegeben. Im Hinblick auf eine islamistische Spur sagte Freyer, es fehlten arabische Floskeln, auch seien die gestellten Forderungen untypisch. „Der IS verhandelt nicht.“
Kritik von Fußballtrainern
In der Fußballwelt häufte sich unterdessen Unverständnis an der Austragung des Spiels des BVB gegen den AS Monaco nur einen Tag nach dem Anschlag. Nach Trainer Thomas Tuchel kam Kritik u. a. auch von dessen Vorgänger Jürgen Klopp. Der deutsche Klub verlor ohne den beim Anschlag verletzten Verteidiger Marc Bartra 2:3. (red)