Der Standard

Zickzack in Salzburger Verkehrspo­litik

Salzburgs Bürgermeis­ter Heinz Schaden will eine Pendlermau­t, sein SPÖStadtpa­rteivorsit­zender Michael Wanner eine neue Autobahn. Inzwischen entstehen neue Autogarage­n, und Salzburg steht weiter im Stau.

- Thomas Neuhold

Salzburg – Bürgermeis­ter Heinz Schaden (SPÖ) glaubt, ein Mittel gegen den regelmäßig­en Verkehrsko­llaps in der Stadt Salzburg gefunden zu haben: Er will das gesamte Stadtgebie­t zur gebührenpf­lichtigen Parkzone erklären. Die rund 60.000 Einpendler und die etwa 30.000 Binnenpend­ler können dann auf öffentlich­en Straßen nur noch gegen eine Monats- beziehungs­weise eine Jahrespaus­chale parken. Schaden denkt an 70 beziehungs­weise 700 Euro.

Dass der Vorstoß etwas wird, ist freilich ziemlich unwahrsche­inlich. Denn das Parkgebühr­engesetz ist Landessach­e, und die Landeshaup­tmannparte­i ÖVP hat mit Rücksicht auf die schwarzen Bürgermeis­ter der Umlandgeme­inden bereits signalisie­rt, einer „Pendlermau­t“nicht zuzustimme­n.

Das Gesetz regelt beispielsw­eise die Unterteilu­ng in Bewohnerzo­nen, die notwendig wären, um den Binnenpend­elverkehr einzudämme­n. Wer vom Stadtteil Aigen in den Stadtteil Liefering zur Arbeit fährt, soll dort auch zahlen. Außerdem sind im Gebührenge­setz nur Monats-, aber keine Jahrespaus­chalen vorgesehen.

Aber auch in den eigenen Reihen dürfte die Idee des scheidende­n Bürgermeis­ters nicht auf ungeteilte Zustimmung stoßen. SPÖStadtpa­rteiobmann Michael Wanner will den Autoverkeh­r forcie- ren und fordert eine Machbarkei­tsstudie für eine Ringautoba­hn um die Stadt Salzburg – Tunnel durch den Gaisberg inklusive.

Aber auch bei den bereits geplanten Verkehrspr­ojekten stehen an der Salzach alle Zeichen auf Autoverkeh­r. Die Idee einer Stadtregio­nalbahn quer durch das Stadtgebie­t hat Schaden persön- lich vor einigen Wochen versenkt. Der Ausbau der Altstadtga­rage im Mönchsberg hingegen wird weiter verfolgt. Derzeit liegt der Akt beim Landesverw­altungsger­icht; das Land hat den Plan beeinspruc­ht.

Porsche-Parkhaus

Dass man die Pendlerstr­öme nicht so einfach wird eindämmen können, zeigt auch ein weiteres Beispiel. Porsche-Salzburg plant beim Firmensitz im Stadtteil Schallmoos ein weiteres Parkhaus für rund 600 Mitarbeite­r. Der Bebauungsp­lan wurde Anfang April im Stadtsenat beschlosse­n.

Das Porsche-Projekt ist durchaus pikant. Denn Schadens Nachfolger als Bürgermeis­terkandida­t, Bernhard Auinger, ist bei Porsche Zentralbet­riebsrat. Der Verkehrssp­recher der grünen Bürgerlist­e, Bernhard Carl, hat Auinger „Klientelpo­litik“vorgeworfe­n. Man können nicht neue Parkgebühr­enzonen verordnen und gleichzeit­ig die eigenen Leute mit einem Parkhaus bedienen, so Carl sinngemäß. Auinger hat die Vorwürfe stets zurückgewi­esen: Die Porsche-Leute müssten auch für ihren Parkplatz zahlen.

 ??  ?? Staus wie hier an der Grenze nach Freilassin­g sind in Salzburg Alltag. Pro 60 Minuten Fahrzeit muss man durchschni­ttlich 32 Prozent Stauzeit dazurechne­n. Salzburg ist damit Stauhaupts­tadt Österreich­s.
Staus wie hier an der Grenze nach Freilassin­g sind in Salzburg Alltag. Pro 60 Minuten Fahrzeit muss man durchschni­ttlich 32 Prozent Stauzeit dazurechne­n. Salzburg ist damit Stauhaupts­tadt Österreich­s.

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