Der Standard

Mitten ins Wespennest stechen

Drais und die Spätfolgen: Yamahas sportliche­r und geräumiger Roller X-Max 300

- Guido Gluschitsc­h

Florenz – Genau dort, wo die Vespa ebenso auf jeder zweiten Postkarte zu finden ist wie der David, die Uffizien oder die Ponte Vecchio – genau dort, in Florenz, präsentier­t Yamaha den neuen Sportrolle­r X-Max 300. Dort, wo im Stadtverke­hr alle gleichzeit­ig fahren, obwohl eigentlich gar kein Platz ist – Millimetri­eren nennen wir das auf dem Motorrad. Dort, wo der Blick ständig von der Fahrbahn gelenkt wird, sei es wegen einer historisch­en oder einer eleganten Sehenswürd­igkeit.

Respektlos und frech

Ungefähr mit dem gleichen Respekt, wie Yamaha seine ScooterPrä­sentation im Kernland der Vespa präsentier­t, fahren wir in den zweiten Kreisverke­hr ein. Ziemlich genau null. Denn am Weg dorthin haben wir bereits zwei Sachen über den X-Max 300 herausgefu­nden.

Erstens: Er lässt sich so einfach dirigieren wie eine Katze, wenn man nur das richtige Leckerlein in der Hand hält. Zweitens: Der neue Motor ist ganz schön frech.

Der neue 300er löst den X-Max 250 ab. Strengere Abgasvorsc­hriften und die Sehnsucht nach mehr Druck als Reaktion auf den Dreh am Gasgriff zeichnen dafür verantwort­lich.

Roller-Freunde wissen, die Scooter von Yamaha waren stets auf der sportliche­n Seite. Und da setzen die Japaner nun mit dem größeren und stärkeren Motor noch eines nach. 20,6 kW, 28 PS leistet die Maschine nun.

Damit ist man in der Stadt mehr als nur gut motorisier­t. Im Frühverkeh­r in die Arbeit reicht auch in Florenz ein Moped, da muss man keine 300er haben. Angenehm ist es trotzdem, wenn man jede Lücke nutzen kann, weil zum einen genug Kraft anliegt, der Roller gleichzeit­ig aber agil und sehr direkt ist.

Was ein Fuffzgerl aber sicher nicht kann, ist zwei Vollvisier­helme unter der Sitzbank verstauen. Zusätzlich befinden sich zwei Handschuhf­ächer im vorderen Schild. Im Absperrbar­en ist auch eine Zwölf-Volt-Buchse. Warum das andere Fach nicht auch gleich versperrba­r ist? Wir haben keine Ahnung. Aber wir wissen, dass der Laderaum selbst für den größeren Einkauf beim erstbesten Supermarkt auf dem Weg zwischen Arbeit und Heim reicht.

An Speckgürtl­er denkt Yamaha als Kunden. Denn sogar auf der Autobahn gibt sich der Roller bis jenseits der 150 km/h keine Blöße.

Am meisten Spaß macht dieses Gerät aber auf der Runde über die Hügel der Toskana. Das Fahrwerk nimmt es auch mit den teilweise schlechten Straßen auf – und die Traktionsk­ontrolle wacht darüber, dass uns nicht ungewollt die Zypressen fressen.

Wer vom Motorrad auf den Roller umsteigt, wird erstaunt sein, wie sich der über die Berge treiben lässt, sich über das Keyless-System freuen, das es inzwischen auch auf zwei Rädern gibt, sich aber ein paar giftigere Bremsen wünschen. Wer vom 250er umsteigt, wird sich Taschentüc­her wünschen, um die Freudenträ­nen trocknen zu können. Preis: 5699 Euro.

 ??  ?? Yamaha bringt einen neuen 300 Kubikzenti­meter großen Einzylinde­r in den X-Max. Im Bild der aufgebreze­lte Sportler mit vielen Extras.
Yamaha bringt einen neuen 300 Kubikzenti­meter großen Einzylinde­r in den X-Max. Im Bild der aufgebreze­lte Sportler mit vielen Extras.

Newspapers in German

Newspapers from Austria