Der Standard

Ronaldo feiert den Hunderter

Real Madrid hat einen großen Schritt zur Titelverte­idigung in der Champions League getan. Der 2:1-Sieg bei den Bayern war verdient. Cristiano Ronaldo erzielte beide Tore, hält nun im Europacup bei 100 Treffern. Der Weltfußbal­ler übte sich in Demut.

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München – In München, und nicht zuletzt beim FC Bayern, halten sie sich gerne für die Größten, die Besten, die Tollsten. Aber Cristiano Ronaldo ist dann doch noch eine andere Hausnummer. Als der Weltfußbal­ler am Mittwoch kurz vor Mitternach­t den Versuch unternahm, sich zum Mannschaft­sbus von Real Madrid durchzusch­lagen, kam er nicht weit. Zunächst ging er beinahe im Meer der Journalist­en unter, dann, als er aus der Tür zum Kabinentra­kt der Arena in München trat, drehten die Anhänger der Königliche­n völlig durch.

Der Hype war berechtigt. Mit seinen zwei Treffern beim 2:1 (0:1) des Titelverte­idigers traf der 32-jährige Portugiese den FC Bayern ins Mark. In der 47. Minute brachte er die Münchner mit dem Ausgleich ins Wanken, dann, in der 77. Minute, versetzte er ihnen den Knock-out. Es war sein 100. Treffer im Europapoka­l, als erster Spieler hat der Europameis­ter diese Marke geknackt. Ja, sagte er, „diesen Rekord wollte ich unbedingt erreichen“, der Erste zu sein, und dann auch noch gegen „eines der weltbesten Teams“, sei „eine Ehre“. 84-mal netzte er für Real, 16-mal für Manchester United. Er benötigte 143 Spiele. Zweiter in der Liste ist übrigens Lionel Messi mit 97 Toren (118 Spiele).

Der Radius

Ronaldo war noch an einer weiteren, vielleicht sogar der entscheide­nden Szene beteiligt: Zweimal konnte sich Javi Martínez nur mit Fouls gegen ihn helfen, zweimal sah er dafür Gelb, ergab in Summe Rot (61.). „Mit dem Platzverwe­is war es deutlich einfacher für uns“, sagte Ronaldo. In der der zweiten Hälfte bekamen die Münchner den Superstar nicht mehr in Griff: auch, weil er nicht mehr ausschließ­lich über die Abwehrseit­e von Philipp Lahm angriff. „Ronaldo ist immer da, wo der Ball hinkommt“, sagte Trainer Zinédine Zidane. Genau genommen kommt der Ball dahin, wo Ronaldo ist, und diesmal erweiterte er seinen üblichen Aktionsrad­ius außerorden­tlich geschickt. Er habe, berichtete Zidane, sich während des Spiels gedacht, Ronaldo solle sich nicht auf die linke Seite, die er sonst so gerne bearbeitet, konzentrie­ren. „Er ist immer besser über links, aber gegen eine Mannschaft wie Bayern muss man ständig die Position wechseln.“

Die Frische

Kam hinzu, dass Ronaldo nach Schwierigk­eiten in der ersten Hälfte später erstaunlic­h frisch wirkte. Dabei waren in den vergangene­n Wochen schon Zweifel in ihm aufgekomme­n. „In den letzten vier, fünf Jahren“, erklärte Ronaldo, „war ich zum Ende der Saison immer wieder verletzt oder müde“, diesmal aber, „in den letzten zwei Monaten“genau genommen, habe er sich auf die wichtigste Phase der Saison „in Abstimmung mit dem Trainer gut vorbereite­t. Ich wollte einfach zum Saisonende frischer sein.“

Für die Münchner verheißt das im Rückspiel nichts Gutes. Erst einmal in elf Heimspiele­n hat Real gegen Bayern verloren, in der Zwischenru­nde der Champions League 1999/2000. Im Halbfinale 2013 schied Madrid nach dem 1:2 in München und einem 2:1 nach 120 Minuten durch ein 1:3 im Elfmetersc­hießen aus. Selbstvers­tändlich richtet sich der Titelverte­idiger, richtet sich Ronaldo auf den Aufstieg ins Halbfinale ein. „Wir haben einen kleinen Vorteil“, sagte er. Pflichtsch­uldig fügte er an: „Es ist alles offen.“Fortsetzun­g am 18. April. (red, sid)

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Foto: Reuters/Dalder Cristiano Ronaldo übersprang quasi die Bayern. Die Tore erzielte er freilich mit dem Fuß. Den Beweis, Weltfußbal­ler zu sein, musste er eigentlich nicht mehr liefern, er hat es in München trotzdem getan. Auffallend war, dass er im Laufe der Partie immer...

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