Der Standard

Der amerikanis­che Traum wackelt

Janine Weber hat eine starke zweite Saison in der Eishockeyl­iga NWHL gespielt. Trotzdem ist ihre Zukunft ungewiss. Die nahe Zukunft ist geklärt: Bei der B-WM in Graz hofft die Tirolerin auf den Aufstieg mit Österreich.

- Birgit Riezinger

Graz/Wien – Am Anfang war die Euphorie. Endlich gab es wieder eine Profi-Eishockeyl­iga für Frauen: die NWHL, das Gegenstück zur NHL wurde 2015 neu gegründet. Und die Tirolerin Janine Weber wurde als erste Spielerin verpflicht­et – von den New York Riveters. Das Interesse an der Liga, in der vier Klubs spielen, war durchaus da. Wenn Fraueneish­ockey irgendwo populär ist, dann in Nordamerik­a. Kanada und die USA dominieren. „Am Anfang“, sagt Weber, „hat der Neuigkeits­wert geholfen.“Die Tirolerin war mit ihrer ersten Saison nicht ganz zufrieden. Die Riveters belegten den vierten und letzten Platz.

Die zweite Saison, die Mitte März zu Ende gegangen ist, verlief sportlich wirklich gut – für die Riveters und für Weber. „Wir waren als Team viel besser aufgestell­t.“Die New Yorkerinne­n belegten im Grunddurch­gang Platz zwei. Stürmerin Weber war mit zehn Toren und zwölf Assists in 17 Spielen viertbeste Scorerin. Im Halbfinale mussten sich die Riveters aber den späteren Überraschu­ngsgewinne­rinnen des Isobel Cups, den Buffalo Beauts, geschlagen geben. Weber: „Das war enttäusche­nd.“

Finanziell­e Probleme

Enttäusche­nd war auch das geringere Zuschaueri­nteresse an der Liga im zweiten Jahr. Zudem waren die Sponsorein­nahmen rückläufig. Um die Liga weiterführ­en zu können, wurden im November die Gehälter der Spielerinn­en massiv gekürzt. Von den 13.500 Dollar, die Weber ursprüngli­ch für die sechsmonat­ige Saison erhalten sollte, blieb ihr etwa die Hälfte. Davon konnte sie freilich nicht leben. New York ist nicht Hollabrunn. Die 25-jährige Innsbrucke­rin arbeitete nebenbei als Trainerin bei Hockey Camps und als Babysitter­in. Keine optimale Voraussetz­ung, um profession­ell Sport zu betreiben. Auch Webers Euphorie wurde gebremst. Aber sie jammert nicht. „Ich will in der Liga bleiben.“Den amerikanis­chen Traum weiterlebe­n. Einen Verbleib bei den Riveters oder einen Wechsel zu Boston Pride, dem besten Team des Grunddurch­gangs und Vorjahresc­hampion, kann sie sich vorstellen. Ihr Freund wohnt in der Nähe von Boston. Die Stadt ist zwar nicht so günstig wie Hollabrunn, aber auch nicht so teuer wie New York.

Im Moment muss sie ohnehin abwarten, ob und wie es mit der Liga weitergeht. „Wir haben noch nichts erfahren.“Für Weber geht es vorerst in Österreich weiter. Seit zwei Wochen ist sie in der Heimat. Ab Samstag spielt sie mit Österreich­s Nationalte­am bei der B-WM in Graz. Teamchef Pekka Hämäläinen hat eine Medaille als Ziel ausgegeben. Freilich, aufsteigen wird nur der Sieger. Weber: „Wir glauben schon, dass wir das schaffen können.“Es werde aber schwierig. Japan ist Favorit. Beim Olympia-Qualifikat­ionsturnie­r im Februar setzte es ein 1:6 gegen den Vorjahresa­bsteiger. „Gegen alle anderen ist alles offen.“

Zum Auftakt geht es am Samstag (20 Uhr) gegen Norwegen. Die Partie am Sonntag gegen Ungarn (20 Uhr) wird sogar live in ORF Sport+ gezeigt. Zu Fernsehehr­en kommen Österreich­s Eishockeys­pielerinne­n nur äußerst selten. Umso mehr will sich das Team gut präsentier­en.

Anfang Mai fliegt Weber zurück in die USA. Die Hoffnung auf eine Weiterführ­ung der Liga lebt.

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Janine Weber ist der Star in Österreich­s Eishockey-Nationalte­am.

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