Der Standard

Donald Trump rudert kräftig zurück

Nach knapp 100 Tagen im Amt nimmt Trump konvention­ellere Positionen in der Wirtschaft­spolitik ein

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Wien – Es war ein langer Wahlkampf in den USA, in dem Donald Trump viel Zeit hatte, um viele umstritten­e Dinge zu vielen verschiede­nen Themen zu sagen. Wenn er dann einmal Präsident ist, werde er sich schon wieder einkriegen und konvention­ellere Positionen einnehmen, war die Theorie vieler Beobachter. Knapp 100 Tage im Amt scheint sie sich zu bewahrheit­en.

In einem ausführlic­hen Interview mit dem Wall Street Journal (WSJ) nahm der US-Präsident seit seinem Amtsantrit­t erstmals Stellung zu einigen wirtschaft­spolitisch­en Fragen.

Da ist zum einen die wichtigste Notenbank der Welt: die Fed. Deren Chefin, Janet Yellen, richtete Trump im Wahlkampf aus, sie solle sich etwas schämen. Ihre Behörde sei völlig politisier­t, die Ökonomin würde die Zinsen nur deshalb niedrig halten, damit die Demokraten die guten Wirtschaft­sdaten als ihre Leistung verkaufen könnten. Außerdem habe die Fed mit ihrer Politik „falsche Aktienmärk­te“geschaffen.

Im Interview mit dem WSJ sagte er nun, „ich mag die Niedrigzin­spolitik sehr, da muss ich mit Ihnen ehrlich sein.“Über die FedChefin Yellen sagte er: „Ich mag sie, ich respektier­e sie.“Er schloss auch nicht aus, dass er sie als Chefin der Notenbank für eine weitere Periode unterstütz­en würde. Yellens Mandat läuft im kommenden Jahr aus.

Auch was China betrifft, scheint Trump kräftig zurückzuru­dern. Noch im Februar nannte er das Land den „großen Champion“unter den Währungsma­nipulatore­n. China hatte seine Währung tatsächlic­h über lange Zeit künstlich niedrig gehalten, um sich Vorteile im Welthandel zu erschummel­n. Seit einigen Jahren ist das aber nicht mehr so, 2015 hatte sogar der von den USA dominierte IWF das Urteil gefällt, der Renminbi sei nicht unterbewer­tet. Im Interview gestand er nun ein, dass China seit „einigen Monaten“nicht mehr manipulier­e.

Er bot dem Land auch einen Deal an. Nach wie vor scheint sich Trump große Sorgen über das Defizit in der Leistungsb­ilanz seines Landes zu machen. Wenn China aber das Problem Nordkorea löse, dann könnte er über die zu niedrigen Importe des Landes durchaus hinwegsehe­n, deutete er an.

Außerdem ist ihm der Dollar zu stark, „das ist auch meine Schuld, weil mir vertraut wird“. Langfristi­g schmerze das aber. (sat)

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