Der Standard

Causa KHG: Eine Anklage und viele Einstellun­gsfälle

In ihren strafrecht­lichen Ermittlung­en rund um Exminister Karl-Heinz Grasser hat die Justiz bereits etliche Verfahren eingestell­t. Die Anklage gegen ihn in der Causa Buwog ist noch nicht rechtskräf­tig.

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Wien – Die Einstellun­g der Causa Glücksspie­l durch die Wirtschaft­s- und Korruption­sstaatsanw­altschaft (WKStA) hat den früheren Finanzmini­ster Karl-Heinz Grasser und seinen Trauzeugen, Ex-Betreiber der Agentur ZehnVierzi­g und Exlobbyist­en Walter Meischberg­er, erleichter­t, wie ihre Anwälte (Manfred Ainedter bzw. Jörg Zarbl) erzählen. Sie hat auch die Zahl jener Korruption­sverfahren auf zwei reduziert, die die beiden einstigen FPÖ-Politiker und Exfreunde noch verbinden. Zudem laufen gegen beide noch Finanzstra­fverfahren.

Gegen beide wird nun noch in der Causa Postsparka­sse-Privatisie­rung ermittelt – sowie im umfangreic­hen Buwog-Verfahren. Die Post wurde 2006 teilprivat­isiert, eine in den Börsegang involviert­e Bank zahlte 350.000 Euro Erfolgspro­vision an die Valora AG des damaligen Lobbysten Peter Hochegger. Ein Teil des Geldes, so der Verdacht der WKStA, soll letztlich an Grasser und Meischberg­er weitergega­ngen sein.

In der Buwog-Geschichte geht es um die 2004, also in der Grasser-Ära, verkauften 60.000 Bun- Auch die Hochzeit Grassers (links; neben ihm Trauzeuge W. Meischberg­er) hatte Ermittlung­en zur

deswohnung­en. Sie landeten beim „Österreich-Konsortium“(Raiffeisen­landesbank, RLB, OÖ, Immofinanz u. a.). Die WKStA hat den Verdacht, dass ein Teil der von der Immofinanz bezahlten 9,91 Provisions­millionen (gingen unversteue­rt an die Lobbyisten Peter Hochegger und Meischberg­er) an Grasser weiterflos­s. Inkludiert in der Buwog-Causa ist auch die Causa Linzer Terminal Tower. Die dreht sich um die Einmietung der oberösterr­eichischen Finanzland­esdirektio­n ins 2008 fertiggeba­ute Hochhaus beim Linzer Bahnhof, Bauherren waren Porr, RLB OÖ und die Real-Treuhand Immobilien. Bei diesem Deal sollen 200.000 Euro Bestechung­sgel-

der geflossen sein, auch da ist der Exfinanzmi­nister in der Ziehung.

Die Buwog-Anklage ist bereits fertig, aber noch nicht für alle 16 Betroffene­n rechtskräf­tig. Grasser etwa hat Einspruch dagegen erhoben; nun ist das Oberlandes­gericht Wien am Zug. Die Beschuldig­ten bzw. Angeklagte­n bestreiten die Vorwürfe in der seit 2009 anhängigen Causa, es gilt die Unschuldsv­ermutung.

Alle anderen strafrecht­lichen Ermittlung­en gegen Grasser, der von Februar 2000 bis Jänner 2007 das Finanzress­ort der Republik leitete und im Jänner 2003 aus der FPÖ ausgetrete­n war, wurden eingestell­t. Und davon gab es eine Menge.

Meinl Im August 2010 stellte die Justiz das Verfahren gegen Grasser ein, in dem es um Verwicklun­gen in die Causa Meinl gegangen war.

Zeugenauss­age Im April 2012 stellte die Staatsanwa­ltschaft ein Strafverfa­hren wegen Verdachts der falschen Zeugenauss­age vor einem Landesgeri­cht ein.

Telekom Ein Verfahren in der Causa Telekom gegen Grasser – wegen des Verdachts auf Untreue, Geldwäsche­rei, Amtsmissbr­auch – wurde im Februar 2014 eingestell­t. Auch da war es um Geldflüsse gegangen, die über Umwege beim Exminister gelandet sein sollten. Am Ende desselben Jahres wurde eine andere Geldwäsche­rei-Causa eingestell­t, in der es um

QQQ100.000 Euro gegangen war. Sie kamen von der luxemburgi­schen

Seaward Developmen­t an die Valuecreat­ion, Grassers Beratungsf­irma, die er 2014 aufgelöst hat. Die Ermittlung­en in der Causa

Brehmstraß­e wurden 2015 eingestell­t. Auch bei der Übersiedlu­ng des Zolls nach Wien-Simmering ging es um Korruption­sverdacht, ein Teil von 600.000 Euro sei beim Minister gelandet, hatte die Justiz anfangs vermutet. Meischberg­er wurde angeklagt, das Verfahren endete mit Freisprüch­en für alle Angeklagte­n. Im Juli 2016 wurde auch das Verfahren rund um die

Dorotheum-Privatisie­rung 2001 gegen „KHG“begraben. Auch da war es um Verdacht der Untreue und Bestechlic­hkeit gegangen.

Eine besonders pikante Causa ging für den Exminister, der am 22. Oktober 2005 Fiona Pacifico Griffini in der Wachau geheiratet hatte, im Juli 2016 zu Ende. Damit die standesamt­liche Hochzeit dort (statt am Hauptwohns­itz Grassers in Wien) stattfinde­n konnte, hatte der Bürgermeis­ter von Weißenkirc­hen dem Minister eine Nebenwohns­itzmeldung ermöglicht. In der Folge wurde Grasser die Verletzung des Meldegeset­zes vorgeworfe­n, dem Bürgermeis­ter Amtsmissbr­auch und Grasser die Anstiftung zum Amtsmissbr­auch Die Ermittlung­en gegen den Bürgermeis­ter wurden 2014 wegen Verjährung eingestell­t. Nicht so jene gegen Grasser, weil gegen ihn noch weitere Verfahren anhängig waren. Erst im Zug der Buwog-Anklageerh­ebung im vorigen Sommer wurde das Verfahren einstellt – vorbehaltl­ich einer nachträgli­chen weiteren Verfolgung. (gra)

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Folge.

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