Raiffeisen: Ärger vor Betriebsratswahl
Service GmbH: Kandidaten für neue Liste angeblich unter Druck gesetzt
Wien – In der Raiffeisen Service GmbH (RSC) gibt es derzeit wieder Aufregung. Für den 3. Mai sind in dem Unternehmen, das (nicht nur) Sektorunternehmen mit Dienstleistungen wie Zahlungsverkehr oder Wertpapierabwicklung, Logistik oder Archivierung versorgt, Betriebsratswahlen angesetzt. Und: Erstmals in der Geschichte der 1997 gegründeten Gesellschaft hat sich eine Gruppe von Mitarbeitern für eine zweite Betriebsratsliste gefunden. Die Sache ist insofern von Bedeutung, als die RSC im Rahmen eines Kostensenkungsprogramms gerade umgebaut wird, rund 150 Leute müssen bis 2018 gehen. Ein Teil der Jobs wird zum slowakischen RSC-Standort bei Bratislava verlegt. Der Mitarbeiterabbau und die Auslagerung – Letztere läuft unter dem Namen „Nearshoring“– haben im Herbst 2016 für einige Aufregung gesorgt – der STANDARD hat berichtet.
In der RSC selbst hat die Konstituierung einer zweiten Liste (mit 16 Kandidaten) für die Betriebsratswahl aber nicht nur Begeisterung ausgelöst; eine Handvoll Mitarbeiter hat ihre Kandidatur wieder zurückgezogen. Vorgestellt wurde die zweite Liste bei einer gut besuchten Betriebsversammlung am Mittwoch voriger Woche, ihre Proponenten treten unter dem Motto an, „mehr Menschlichkeit“in die RSC zu bringen, wie ein Teilnehmer der Betriebsversammlung berichtet. Dem Vernehmen nach fühlt sich ein Teil der Belegschaft vom amtierenden Betriebsrat nicht gut vertreten – er habe sich bei den jüngsten Problemen und beim Verhandeln des Sozialplans nur mäßig engagiert gezeigt. Was Betriebsratschef und RSC-Aufsichtsratsmitglied Georg Englstorfer bestreitet: „Natürlich bricht bei derartigen Veränderungen in einem Unternehmen kein Jubel aus. Aber wir haben unseren Job gut gemacht und treten daher auch wieder zur Betriebswahl an.“
Wie auch immer, vier der RSC-Mitarbeiter, die sich für den Wahlvorschlag auf der Zweiten Liste zur Verfügung gestellt hatten, sind inzwischen wieder abgesprungen. Aus dem Unternehmen wird der Grund so hin- terbracht: Die Kandidaten seien unter Druck gesetzt worden. Ihr Bereichsleiter habe sie sinngemäß wissen lassen, dass ihre Mitarbeit im Betriebsrat nicht erwünscht sei, weil sie Klima und Vertrauensverhältnis zwischen Chef und Mitarbeiter verschlechtern würde. Also seien die vier freiwillig „zurückgetreten“, wie es heißt. Sie wurden inzwischen von anderen Kandidaten ersetzt, der Wahlvorschlag der Liste 2 besteht daher wieder aus 16 Personen.
Der genannte Bereichsleiter war auf Anfrage zu keiner Stellungnahme bereit, Unternehmenssprecher Helmut SpindlerOswald weist die Vorwürfe zurück, niemand sei „beeinflusst“worden. In der RSC werde „jegliche betriebsrätliche Aktivität sowohl von Geschäftsführung als auch von Bereichsleitung respektiert. Das gilt selbstverständlich auch für die Betriebsratswahl sowie eine mögliche zweite Liste“, erklärte er auf Anfrage des STANDARD.
Das Nearshoring-Projekt ist übrigens schon angelaufen. Die ersten Mitarbeiter in der Slowakei wurden bereits eingeschult – von dazu angereisten Noch-Mitarbeitern der RSC aus Wien.