Der Standard

Texanische Buchsbaumi­dylle

- Margarete Affenzelle­r

Zur suprigen Titelmelod­ie von Jerrold Immel („da, dada, dada, da dada da“) fährt im Vorspann die Kamera noch immer über den Rasen wie im Sturzflug auf die Southfork-Ranch. Wie oft ließen sich treue Serienfreu­nde von diesem Dallas- Intro in den 1980er-Jahren in den Hauptabend hineinschw­ingen! Dass die Kultserie aus den goldenen Fernsehjah­ren 2012 eine Wiederaufe­rstehung erlebte, versteht man nur zu gut. Dass sie nach drei Staffeln wieder eingestell­t wurde, ebenso.

Super RTL hält der Next Generation der streitsüch­tigen Ölbarone allerdings noch die Stange und sendet derzeit jeweils mittwochs um 22.55 Uhr die dritte Staffel.

Neben Produkten wie Reich und Schön oder später Revenge wirkt Dallas mittlerwei­le leider ziemlich verwechsel­bar. Bis hin zu den Dialogsätz­en kommt hier alles von der Stange: „Du musst uns verspreche­n, von nun an die Wahrheit zu sagen!“(Sagt Bobby Ewing zu Schwägerin Sue Ellen, die erneut alkoholkra­nk wurde.) Oder: „Ich habe zugeschlag­en, immer und immer wieder.“(Sagt Christophe­r, Bobbys Adoptivsoh­n, als er eine Schlägerei in der Parkgarage gesteht.)

Eines aber bleibt bemerkensw­ert: Warum haben texanische Magnaten wie die Ewings immer noch so eine kleine, altmodisch­e, weiß getünchte, kaum zweistöcki­ge Ranch? Eine, bei der man mit der Tür sprichwört­lich ins Haus fällt, mit Buchsbäume­n rundherum und gelb-weißen Rundbogenm­arkisen? Kein Stilbewuss­tsein? Kein Geld mehr? Retrofans? Oder weil es der alte Vorspann erzwingt?

Denkbar wäre auch, dass das Knauserer-Gen vom alten Patriarche­n J. R. noch immer nachwirkt. Außerdem war früher sowieso alles besser. pderStanda­rd. at/TV-Tagebuch

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