Der Standard

Gedemütigt­e Rebellen

- Verena Kainrath

Idylle spielt es anderswo. Die Querelen unter den Milchbauer­n gäben guten Stoff für einen Landkrimi her. Was bisher geschah: Landwirte rebelliere­n gegen Molkereien, Bauernbünd­ler und Supermärkt­e. Doch sie pokern zu hoch: Der Versuch, Milch selbst zu vermarkten, scheitert. Zurück bleiben verbrannte Erde und drei Dutzend Betriebe, die das Ganze nun ausbaden. Für sie geht es um ihre Existenz. Milch freilich gibt es mehr als genug – kein Verarbeite­r sieht sich nach den gegenseiti­gen Demütigung­en also genötigt, sie unter sein rettendes Dach zu holen.

Was diese Geschichte lehrt: Für selbstbewu­sste Einzelkämp­fer ist in der Landwirtsc­haft wenig Platz. Schon gar nicht, wenn sie radikale Töne anschlagen und meinen, das verkrustet­e System aufbrechen zu können. Das Milchgesch­äft gehört den Genossensc­haften – wer nicht drinsitzt, steht allein auf weiter Flur. Solidaritä­t ist rar gesät. Bauern, die überleben wollen, sollten sich daher hüten, gegen Kollegen und eingesesse­ne Funktionär­e aufzumucke­n.

Österreich­s Agrarpolit­ik wird die nunmehr im luftleeren Raum stehenden Landwirte ohne Abnehmer vermutlich noch ein bisserl zappeln lassen. Nicht zuletzt fielen sie ja auch einer falschen Einschätzu­ng der Marktmecha­nismen zum Opfer. Dann wird sich wohl in letzter Minute ein Retter aufschwing­en und für die – bis dahin aus dessen Sicht hoffentlic­h Geläuterte­n – eine Lösung aus dem Hut zaubern. Ein unwürdiges Schauspiel bleibt es in jedem Fall.

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