Gedemütigte Rebellen
Idylle spielt es anderswo. Die Querelen unter den Milchbauern gäben guten Stoff für einen Landkrimi her. Was bisher geschah: Landwirte rebellieren gegen Molkereien, Bauernbündler und Supermärkte. Doch sie pokern zu hoch: Der Versuch, Milch selbst zu vermarkten, scheitert. Zurück bleiben verbrannte Erde und drei Dutzend Betriebe, die das Ganze nun ausbaden. Für sie geht es um ihre Existenz. Milch freilich gibt es mehr als genug – kein Verarbeiter sieht sich nach den gegenseitigen Demütigungen also genötigt, sie unter sein rettendes Dach zu holen.
Was diese Geschichte lehrt: Für selbstbewusste Einzelkämpfer ist in der Landwirtschaft wenig Platz. Schon gar nicht, wenn sie radikale Töne anschlagen und meinen, das verkrustete System aufbrechen zu können. Das Milchgeschäft gehört den Genossenschaften – wer nicht drinsitzt, steht allein auf weiter Flur. Solidarität ist rar gesät. Bauern, die überleben wollen, sollten sich daher hüten, gegen Kollegen und eingesessene Funktionäre aufzumucken.
Österreichs Agrarpolitik wird die nunmehr im luftleeren Raum stehenden Landwirte ohne Abnehmer vermutlich noch ein bisserl zappeln lassen. Nicht zuletzt fielen sie ja auch einer falschen Einschätzung der Marktmechanismen zum Opfer. Dann wird sich wohl in letzter Minute ein Retter aufschwingen und für die – bis dahin aus dessen Sicht hoffentlich Geläuterten – eine Lösung aus dem Hut zaubern. Ein unwürdiges Schauspiel bleibt es in jedem Fall.