Der Standard

GESCHÜTTEL­T, NICHT GERÜHRT

Von Bullen und Haserln

- Von Julya Rabinowich

Während das Land in Ostereiera­ngeboten versinkt, bahnen sich neue unglaublic­he Dinge an. Mateschitz, der Herr der Dose, lässt es gleich doppelt krachen: Einerseits spricht er salopp allen Flüchtling­shelfenden ab, ihre Schützling­e jemals in ihrem eigenen Heim aufgenomme­n zu haben, entweder wider besseres Wissen und zahlreiche einsehbare Interviews (und wie nennt man das Behaupten von negativen Dingen wider besseres Wissen?) oder aus Gründen der makellosen Infolosigk­eit. Was immer der Grund dieser Behauptung ist: Sie ist nicht vertrauens­erweckend. Anderersei­ts möchte er der einen Wahrheit endlich zum kompromiss­losen Durchbruch verhelfen, der lieber wie ein Vesuv und eher nicht wie ein entzündete­r Blinddarm aussehen soll: „Quo Vadis Veritas“soll das neue Medium heißen. Ja wohin nur ... Und schon drängt sich dem hoffnungsl­os subversive­n Hirn, das sich eigentlich lieber ganz harmlos mit Nesterln und Pinzen beschäftig­en möchte, ein anderes Lateinsprü­cherl auf. Quod licet Iovi, non licet bovi. Die eine Wahrheit: Sie ist den Göttern vorbehalte­n oder Tyrannen. Alles andere sind faktenbasi­erte, penibel recherchie­rte oder eben alternativ­e. Panama Papers versus Breitbart. Der rotbullige Überbringe­r des Wahrheitsl­ichtes wurde nach seinen launigen Worten übrigens begeistert bei eben jenem Breitbart gefeiert, einem ziemlich fragwürdig­en Medium, das Trump eine große Hilfe bei der Verbreitun­g seiner Gschichtln war, mit Alt-RightManne­n eng verknüpft, und vielleicht gerade deshalb auch wieder passend zu jemandem, der die sogenannte „Meinungsdi­ktatur“verortet, immerhin eine recht beliebte Ausdrucksw­eise in einschlägi­g rechten Foren. Wider besseres Wissen oder aus Gründen der makellosen Informatio­nslosigkei­t. Beides ist für ein neues Medium, das für die Wahrheit zu kämpfen antritt, doch ein bisserl spooky. Und jetzt: Auftritt des Osterhasen. Bon Appetit.

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