Triumph über die Eselsohren
Im Zuge der 117. Auktion bietet „im Kinsky“erlesene Landschaften und Marienbilder sowie Historiengemälde voller Dramatik. Aber auch Liebhaber altmeisterlicher Zeichenkunst kommen auf ihre Rechnung.
Wien – Ein Füllhorn an Kunstwerken aus fünf Jahrhunderten wartet „im Kinsky“bei seiner kommenden Frühlingsauktion auf. Besonders reichhaltig präsentiert sich die Sparte Alte Meister, zu deren Offerte an 270 Losen auch eine große Auswahl an Zeichnungen zählt. Die Blätter reichen von Skizzen, die den Kompositionsprozess veranschaulichen, bis hin zu eigenständigen Werken.
Aus einer österreichischen Privatsammlung kommt das Highlight der Auktion: das Rundbild Heilige Familie mit Johannes dem Täufer, das in der Werkstatt Sandro Botticelli entstand. Es trägt die typische Handschrift des berühmtesten Malers von Florenz, der dem antiken Format des Tondos neues Leben einhauchte.
Der Renaissancekünstler brachte den runden Holzmalgrund und die Körperkonturen der dargestellten Figuren in kompositorische Harmonie. Durch das Dach der Krippe und die Landschaft im Hintergrund rückt die Heilige Familie zudem noch näher an den Betrachter heran. Diese Heiligenbilder wurden nicht mehr für sakrale Hallen geschaffen, sondern dienten für die private Andacht.
In Venedig wirkte der Maler Paris Bordone, ein Schüler Tizians, aus dessen Werkstatt nun das wiederentdeckte Ölbild Madonna mit Kind in Landschaft ins Kinsky gelangte. Bei dem auf um 1525 datierten Gemälde handelt es sich um einen Ausschnitt aus einer größeren Darstellung der Heiligen Familie. Es dürfte im 18. Jahrhundert die Kunstsammlung des Anatomen und Chirurgen Antonio Scarpa geschmückt haben und verbrachte die letzten 80 Jahre in einer heimischen Kollektion.
Der flämische Maler Jan Brueghel der Jüngere war auf Stillleben und Landschaften spezialisiert. Sein vorliegendes Marienbild hat er um 1630–35 auch mit Frühlingsblumen wie Narzissen und Maiglöckchen umkränzt. Die drei Figuren im zentralen Medaillon wurden in Zusammenarbeit mit Ambrosius Francken dem Jüngeren auf die Kupferplatte gebannt.
Das Angebot hat auch ein Kleinod von Brueghels Vater zu bieten. Die Miniatur Waldlandschaft mit Blick auf die Prager Burg lässt die Sonne auf einem nur zehn Zentimeter breiten Kupferoval untergehen. Die Wirkung, die Ölfarben auf Kupferplatte auszeichnet, nutzte Denys Calvaert für seine vielfigurige Anbetung der Könige.
Aus der österreichischen Kunst stechen Werke von Martin Johann Schmidt alias Kremser Schmidt heraus. Dieser widmete sich 1788 der Ermordung Cäsars in den Iden des März. In Schmidts turbulenter Darstellung des politischen Attentats wird der Imperator unter seiner Statue von den Messern der Senatoren durchbohrt. Die Lichtdramaturgie umfängt nicht nur den überraschten Diktator, sondern auch ein erschrocken fliehendes Hündchen.
Ein grausames Bibelthema stellt der spätbarocke Maler in seiner Blendung des Samson dar. Das von goldfarbenen Stuckranken gerahmte Ölbild war eine Auftragsarbeit für die Kartause Aggsbach in Niederösterreich. Dieses Mal flieht die Verführerin Delila vom gekonnt beleuchteten Tatort. Auch unter den Zeichnungen ist Schmidt mit einem volkstümlichen vertreten. Die mit niedrigen Rufpreisen startenden Grafiken führt das Blatt Minerva als Siegerin über die Unwissenheit aus Bartholomäus Sprangers Umkreis an, das die Göttin der Weisheit über ein Geschöpf mit Eselsohren triumphieren lässt. Hans Springinklee, ein Mitarbeiter Albrecht Dürers, hat seine Jungfrau mit dem Wickelkind auf schwarz grundiertem Papier mit Tusche und weißer Farbe verewigt.