Biotech- Szene wünscht sich mehr Start-ups
Hierfür fehle es aktuell aber an Infrastruktur
Wien – Der Verband der pharmazeutischen Industrie Österreichs – Pharmig – kann in letzter Zeit eigentlich sehr zufrieden sein: Der deutsche Pharmakonzern Boehringer Ingelheim investiert in Wien rund 700 Millionen Euro für eine neue Biotech-Produktionsanlage, in der Arzneimittelwirkstoffe auf der Basis genveränderter Zellen produziert werden sollen. 500 neue Jobs sollen hier entstehen. Anfang März eröffnete der deutsche Pharmakonzern außerdem das Forschungsinstitut für Molekulare Pathologie (IMP), laut Pharmig-Generalsekretär Oliver Huber das neue „Flagschiff des Vienna Biocenters“im dritten Bezirk.
Natürlich gibt es aber immer Luft nach oben. So vermisst die Pharmig besonders im Bereich der Nachwuchstalente – insbesondere für Start-ups – die geeignete Infrastruktur. Aktuell würden zwar neue Jobs für Post-Doktoranden und PhD-Studierende entstehen, blickt man in die Zukunft, müsse man aber „das Bewusstsein bei Forschern für Start-up-Möglichkeiten verbessern. Da geht es auch darum, eine Umwelt zu schaffen, in der Kreativität und Risikofreude gefördert werden“, sagt Jan-Michael Peters, Managing Director Science am IMP.
Seitens der Wirtschafts- agentur Wien verweist man auf die bestehenden Fördermittel: 2014 wurden demnach in Summe 102 Millionen Euro Förderungen für Wiener Forschungs- und Entwicklungsprojekte und Investitionsvorhaben in den Life-Sciences zugesagt. Allerdings weist Eva Czernohorszky, die in der Wirtschaftsagentur für Technologie Services zuständig ist, auch auf fehlende Bausteine hin, um die Start-upLandschaft noch weiter zu stärken: „Da geht es beispielsweise darum, schnell und kurzfristig verfügbare Mieteinheiten und Co-Working-Labore zur Verfügung zu haben. Die schnelle Nutzung ist schlicht eine Notwendigkeit. Nicht jeder kann sich eine teure Infrastruktur aufbauen.“
Das Potenzial an Neugründungen liegt laut einer Erhebung der Wirtschaftsagentur bei sechs bis neun Neugründungen pro Jahr. „Das bestehende Angebot ist allerdings bei weitem nicht ausreichend, auch wenn es eine steigende Zahl an Unternehmen gibt, die sich in Wien niederlassen wollen“, sagt Czernohorszky. Aufgrund der nicht ausgereiften Infrastruktur sei man aktuell verhalten in der Anwerbung internationaler Unternehmen – an Verbesserungen werde aber bereits gearbeitet. (lhag)