Der Standard

Kern: Türkei hat Beitrittsp­erspektive de facto begraben

Kurz: „Zeit des Taktierens muss endlich vorbei sein“

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Erdogan hat uns allen ausgericht­et, dass er Europa für einen verrottete­n Kontinent hält“– unverblümt reagierte Bundeskanz­ler Christian Kern (SPÖ) am Montag in Wien auf das Ergebnis des türkischen Verfassung­sreferendu­ms. „Wir haben erlebt, dass mit dem gestrigen Tag de facto die Beitrittsp­erspektive begraben worden ist.“Damit sei auch klar, dass die Vorbeitrit­tshilfen der EU an die Türkei „hinfällig“seien. Die Zahlungen im Rahmen des EU-Flüchtling­s-Deals stünden aber außer Streit, denn hier erfülle Ankara die Verpflicht­ungen.

Auch für Vizekanzle­r Reinhold Mitterlehn­er (ÖVP) ist ein EU-Beitritt kein Thema. „Die Türkei entfernt sich mit diesem Votum weiter von Rechtsstaa­tlichkeit und Demokratie. Es wird Zeit, dass Europa sein Verhältnis zur Türkei neu klärt.“Gleiches konstatier­te Außenminis­ter Sebastian Kurz (ÖVP): Das Votum sei „ein klares Signal“gegen die EU. „Es braucht endlich Ehrlichkei­t, was das Verhältnis zwischen der EU und der Türkei betrifft. Die Zeit des Taktierens muss endlich vorbei sein“, sagte er und erneuerte seine Forderung nach Abbruch der Beitrittsv­erhandlung­en: „Die Türkei kann nicht Mitglied werden.“Die „Fiktion“eines Beitritts müsse daher beendet werden.

„Ein EU-Beitritt der Türkei rückt in immer weitere Ferne“, erklärte auch Bundespräs­ident Alexander Van der Bellen am Montag in einer Aussendung.

„Totalversa­gen“, „bedenklich“

Ein „Totalversa­gen von SPÖ, ÖVP und Grünen“konstatier­te FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache auf Facebook. „Was muss noch alles geschehen, damit die EU endlich alle Beitrittsv­erhandlung­en mit der Türkei abbricht?“

Die Migrations- und Integratio­nssprecher­in der Grünen, Alev Korun, sprach in einer Aussendung von einem „demokratie­politisch bedenklich­en“Wahlverhal­ten der in Österreich lebenden und wahlberech­tigten Auslandstü­rken: Diese hatten mit großer Mehrheit für Erdogan gestimmt (siehe unten).

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