Der Standard

Die Idylle ist trügerisch, eh klar

- Gianluca Wallisch

So, gemütlich zurücklehn­en, am besten mit einem rauchigen Single Malt im Glas und dann: eintauchen in die wundervoll­entrückte, magisch-melancholi­sche Welt der Shetland-Inseln ... doch die 23.210 Einwohner im hohen Norden Schottland­s kommen gar nicht so gut miteinande­r aus, wie man eigentlich glauben würde. Denn auch hier herrschen Neid, Missgunst, Eifersucht, ja sogar Hass. Und schon haben wir unseren Mord auf Shetland.

Jimmy Perez, Mitte 40, Witwer, Dompteur einer halbwüchsi­gen Tochter, ist der Detective Inspector dieser Inselgrupp­e. Ruhig, besonnen und mit viel Empathie für die Insulaner bringt er habituelle Bösewichte genauso zur Strecke wie Täter, die im Affekt getötet haben. Seine kriminalis­tische Arbeit basiert auf Reden, Zuhören, Recherchie­ren, Nachdenken. Viel Nachdenken – so viel und so lange, dass man massenhaft Zeit hat, der betörenden Landschaft der Shetland-Inseln zu erliegen und unweigerli­ch Reisepläne für den nächsten Sommer zu schmieden.

Die Serie basiert auf Büchern von Ann Cleeves, die beste britische Krimitradi­tion pflegt: Nicht Action, sondern Scharfsinn ist das Rezept dieser BBCSerie, die da und dort an Inspektor Morse oder Lewis erinnert. Hervorrage­nd die Besetzung und Ausstattun­g der Serie: Lauter authentisc­he Typen, alle wirken glaubwürdi­g und bodenständ­ig. Und auch die Details stimmen, bis hin zur speckigen Wachstuchj­acke des Kommissars. Und haben Sie jemals eine Ermittleri­n mit Zahnspange gesehen? Hier schon.

Und wenn’s geht: Bitte im Original anschauen. Der schottisch­e Akzent der Schauspiel­er ist zum Niederknie­n und steigert den Charme dieser Serie ums Doppelte. Mindestens!

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