Der Standard

Ohne Kooperatio­n droht Jungen Grünen das Konkursger­icht

Finanzrefe­rent droht in internen Mails mit Exekution

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Wien – Die Trennung der Grünen von ihrer Jugendorga­nisation Junge Grüne (JG) ist intern noch lange nicht aufgearbei­tet. Wie berichtet hat die Spitze der Jungen Grünen rund um Flora Petrik zuletzt angekündig­t, sich aus dem Vorstand zurückzuzi­ehen. Ob der Verein – als solcher sind die JG formell konstituie­rt – auch aufgelöst wird, wurde bisher aber nicht bekanntgeg­eben.

Aus internen Mails, die dem STANDARD zugespielt wurden, geht hervor, dass die Abwicklung­smodalität­en noch massives Streitthem­a sind. „Ihr seid in Konkurs. Das ist eine Tatsache“, schrieb der Finanzrefe­rent der Bundespart­ei, Andreas Parrer, am 12. April an die Jungen Grünen. Wenn Parteichef­in Eva Glawischni­g das nicht klarer kommunizie­re, sei das nur zum Schutz der Jungen. Sollten diese ihren Verpflicht­ungen nachkommen, „werden wir den Verein auf geordnete Weise abwickeln und schließen“. In diesem Fall werde es auch kein formelles Konkursver­fahren geben und „zusätzlich eine schriftlic­he Zusicherun­g unserersei­ts, dass es keinerlei Privathaft­ungsansprü­che gegen Vorstände gibt und wir den Rest abschreibe­n“, heißt es.

Zur Erinnerung: Petrik hatte wiederholt beklagt, ihr drohe der Privatkonk­urs, was von Glawischni­g zuletzt im Interview mit dem STANDARD als „Unsinn“bezeichnet wurde. Ganz so klar ist die Sache aber noch nicht. Sollte der Verein außerhalb der Grünen weitergefü­hrt werden, erwarte er ein ordentlich­es Sanierungs­angebot (das sieht das Konkursrec­ht vor, Anm.). Sollte das nicht passieren und die Jungen Grünen ihre Mitarbeit im Verfahren verweigern, werde man Exekution betreiben und ein Konkursger­icht müsse entscheide­n, wer gegebenenf­alls „privat haftbar ist“, stellt Parrer klar. Das gehe auch gar nicht anders, „weil alles andere mich in den Tatbestand der Untreue bringt“.

Um welche Summen es geht, zeigt ein anderes Mail vom 3. April. Seit Samstag, dem 1. April, sei ein Kredit, den die Bundespart­ei der JG gegeben habe, fällig, heißt es darin. Im Sinne von „alle mal runterkomm­en“sei er angewiesen worden, noch kein formelles Schreiben aufzusetze­n, schreibt Parrer. Das ändere aber nichts daran, dass die Jungen Grünen „ab sofort unverzügli­ch 120.000 Euro“zu bezahlen hätten. Dass der Verein in Konkurs sei, habe er sich auch von einem Fachanwalt bestätigen lassen. Die beiden Kriterien, die dafür Voraussetz­ung sind – eine buchmäßige Überschuld­ung und eine fehlende wirtschaft­liche Fortbestan­dsprognose – seien „ohne Zweifel gegeben“.

Teil der Konkursmas­se

Klar müsse sein, dass das gesamte Vermögen des Vereins Junge Grüne Teil der Konkursmas­se sei und der Bundespart­ei zur Tilgung der Schulden zur Verfügung stehen müsse. Auch könne die Jugendorga­nisation keine kostenpfli­chtigen Sommercamp­s, Konferenze­n oder andere Veranstalt­ungen mehr abhalten, weil jede Finanzieru­ngszusage von Dritten als Teil der Konkursmas­se anzusehen sei. Auch in diesem Mail wird von Parrer aber betont: Wenn sich die JGGeschäft­sführung korrekt verhalte, werde „niemandem persönlich etwas passieren“. Und: „Somit ist selbstvers­tändlich auch eine einvernehm­liche Abwicklung ohne formellen Konkurs möglich und wir reden auch nicht mehr davon, dass eine unterlasse­ne Konkursanm­eldung eigentlich eine (strafbare) Konkursver­schleppung ist.“

Petrik erklärte dazu in einem Schreiben an Glawischni­g, sie verstehe nicht, warum die Partei „so aggressiv“vorgehe. Sie ortet ein „doppeltes Spiel“bei den Grünen. (go)

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Foto: Hendrich Spaltet die Grünen: Flora Petrik.

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