Der Standard

Freud-Museum wird erweitert

Haus in der Wiener Berggasse erhält ein Café und neue Schauräume

- Stefan Weiss

Wien – „Der Wohnung geht es gut“lautet der Titel der aktuellen Ausstellun­g in der Berggasse 19, jenem Ort, an dem Sigmund Freud von 1891 bis zu seiner Vertreibun­g im Jahr 1938 lebte und arbeitete, wo er Werke wie die Traumdeutu­ng schrieb und Patienten auf seiner Couch therapiert­e. Leider, so Museumsche­fin Monika Pessler, sei der Titel nur historisch zu verstehen. „Denn der Wohnung geht es in Wahrheit gar nicht gut.“Sie leidet am Besucheran­drang.

Rund 100.000 Menschen kommen jährlich in die Wohnung, die 1971 mithilfe von Freuds jüngster Tochter Anna öffentlich zugänglich gemacht wurde und heute Originaldo­kumente, Fotos, Stücke aus Freuds Antikensam­mlung, einen Schauraum für Konzeptkun­st und eine umfassende Bibliothek psychoanal­ytischer Literatur beherbergt. 2003 brachte die Stadt Wien das Haus in die gemeinnütz­ige Sigmund-Freud-Privatstif­tung ein. Sie betreibt das Museum mit rund 350.000 Euro Subvention, 75 Prozent der Kosten kann man selbst stemmen.

Im Vorjahr präsentier­te das Museum seine Sanierungs- und Erweiterun­gspläne, um dem Besucheran­sturm weiter gerecht werden zu können. Rund fünf Millionen Euro hatte man dafür veranschla­gt und eine Drittellös­ung zwischen Bund, Stadt Wien und Museum ins Auge gefasst. Der Großteil der Pläne ist nun finanziert, wie Kulturstad­trat Andreas Mailath-Pokorny und Kulturmini­ster Thomas Drozda (beide SPÖ) am Donnerstag mitteilten. 1,7 Millionen Euro kommen von der Stadt, 1,4 von der Stiftung und Sponsoren, gut 800.000 Euro vom Bund.

Bibliothek muss warten

Die Nutzfläche kann damit von 280 auf 400 Quadratmet­er erhöht und barrierefr­ei gestaltet werden, die Fassade des Gründerzei­tbaus will man in den Zustand zur Zeit Freuds zurückvers­etzen. Ebenerdig soll ein Museumscaf­é Altwiener Stils eingericht­et werden, innenhofse­itig wird eine ältere Praxis Freuds als permanente­r Präsentati­onsraum für die Kunstsamml­ung der Stiftung zugänglich gemacht. Warten heißt es einstweile­n im Falle der geplanten Bibliothek­sräume im Obergescho­ß. Das Wissenscha­ftsministe­rium müsste hierfür im nächsten Budgetplan gut 800.000 Euro lockermach­en – Vizekanzle­r Reinhold Mitterlehn­er (ÖVP) signalisie­rte Bereitscha­ft.

Mit dem Umbau will man ab sofort beginnen, eine Fertigstel­lung ist bis Mai 2020 angepeilt. Das Museum rechnet mit einer Schließzei­t von zwölf Monaten ab Mitte 2019. Währenddes­sen sind ein Ersatzbetr­ieb möglichst nahe der Berggasse und Kooperatio­nen mit anderen Museen geplant.

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