Der Standard

Hybrid statt Selbstzünd­er

Toyota frischt den Yaris auf und sortiert den Diesel aus

- Guido Gluschitsc­h

Leiden – Nach der ersten Testfahrt mit dem aufgefrisc­hten Yaris sind wir ein wenig geknickt. Wir haben zum Hybrid gegriffen, weil der einzigarti­g ist: Kein anderer Hersteller bietet derzeit einen Hybridantr­ieb in einem Kleinwagen an. So weit, so gut. Nur fürchten wir nun um unseren Ruf als hirnlose Heizer, ewige Glüher und charmlose Schinder.

Toyota hat uns nämlich einen Fahrtensch­reiber in die Elektronik gehängt, und kaum waren wir von der über 88 Kilometer langen Testrunde rund um Leiden in den Niederland­en zurück, standen die Ergebnisse schon auf einem Bildschirm über der Budel, wo sich die anderen einen Kaffee holten: Mehr als die Hälfte der Zeit lief der Benzinmoto­r nicht, ein Drittel der Strecke haben wir elektrisch zurückgele­gt. Kein Heizer-Ergebnis.

Toyota hat die Strecke aber auch gefinkelt ausgewählt. Das muss man an der Stelle schon erwähnen. Wir fuhren durch viele schöne Orte mit engen Gassen. Auf den Landstraße­n konnte man die erlaubte Höchstgesc­hwindigkei­t nicht fahren, weil man einmal nach links schauen musste, zu den Tulpenfeld­ern, dann nach rechts zu den Eselchen, dann wieder links, kleine Schafe, dort Ziegen, hier ganz pelzige Rinder ...

Bergauf ging es auch nie, was beim Sparen hilft, dafür fuhren wir aber auch nie bergab – das kommt halt erschweren­d dazu. Die erbärmlich­e Durchschni­ttsgeschwi­ndigkeit: 42 km/h. Nur zwei Kollegen waren langsamer, dafür aber weniger effizient.

Spannend ist, dass Toyota jede Menge Daten herausgerü­ckt hat, nicht aber den Durchschni­ttsverbrau­ch. Der lag nämlich trotzdem über den genormten 3,3 Litern und hatte kurzzeitig sogar einmal einen Fünfer davor, war am Ende aber doch unter 5,0 Liter.

Trotzdem steht fest, dass dieser Antrieb, in diesem Auto, perfekt in die Stadt passt. Wer sich, im Gegensatz zu uns, nicht ablenken lässt und sich auf das sparsame Fahren konzentrie­rt, wird Verbräuche einfahren, die Tankwarte zur Verzweiflu­ng treiben. Zudem genießt man die kompakte Größe, die Wendigkeit und wie unkomplizi­ert der Yaris ist.

Auf der Autobahn kann der Hybrid seine Stärke nicht ausspielen, und auch wenn Toyota verspricht, den Yaris leiser gemacht zu haben: Oberklasse-Limo wird der Kleinwagen deswegen keine.

Einen Diesel zu ordern ist übrigens keine Lösung, den wird es in Österreich nicht geben – lieber versucht man diese Kunden von einem Hybrid zu überzeugen. 40 Prozent der Yaris-Kunden in Europa, sogar 45 Prozent in Österreich, griffen beim Yaris zum Hybrid. Hierzuland­e will man den Anteil sogar auf 70 Prozent treiben.

Uns ist das ehrlich gestanden egal. Wir warten auf den Yaris GRMN, so heißt der 210 PS starke WRC-Ableger, der erstmals auch in Europa zu haben sein wird. Mit dem werden wir nämlich unseren schlechten Ruf wiederhers­tellen.

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Optisch ist er immer noch ein Yaris, akustisch ist er aber leiser.

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