Der Standard

Die Lauflust der Schwestern Luik

Vor zehn Jahren begannen Leila, Liina und Lily Luik zu laufen. Vor sieben Jahren intensivie­rten sie das Training. Im Vorjahr waren sie die ersten Drillinge, die gemeinsam bei Olympia antraten. In Rio absolviert­en sie den Marathon. Am Samstag laufen sie in

- Birgit Riezinger

Wien – Leila, Liina und Lily Luik müssen oft ihre Namen nennen. Zwar haben die Schwestern aus Estland einen gewissen Bekannthei­tsgrad erlangt. Aber die eineiigen Drillinge (31) sind nicht auseinande­rzuhalten.

Im Vorjahr ging die Geschichte der marathonla­ufenden Schwestern aus Tartu durch die Medien. Erstmals hatten sich Drillinge für Olympische Spiele qualifizie­rt. In Rio wurde Lily 97. und Leila 114. Liina gab auf. Das gemeinsame Erlebnis sei sehr emotional gewesen, sagt Leila. Auch deshalb denken sie an eine Wiederholu­ng in Tokio 2020. Bis dahin wollen sich die Drillinge weiter verbessern. Bis dahin ist aber noch Zeit.

Zeit zum Trainieren, Zeit für Wettkämpfe. In Wien zum Bei- spiel. Am Sonntag steigt der 34. Vienna City Marathon. Leila, Lily und Liina Luik geben sich aber nicht die Maximaldis­tanz. Das Trio bestreitet den 10-km-Lauf am Samstag.

Am liebsten würden sie alle drei gemeinsam finishen. Aber natürlich sind die Schwestern auch Konkurrent­innen. Bei der WM in London im August will Leila im Marathon einen besseren Platz belegen als Liina vor zwei Jahren in Peking. Liina war 27. Für London hat sich nur Leila qualifizie­rt. Lily und Liina werden ihre Schwester von zu Hause aus unterstütz­en. Statt in London wollen die beiden im September in Berlin die 42,195 km hinter sich bringen.

Die Marathonbe­stzeiten der drei stehen bei 2:37,11 (Leila), 2:39,42 (Liina) und bei 2:40,30 (Lily). Dass sie es so weit geschafft haben, ist schon eine kleine Sensation. Zwar waren die Schwestern aktive Kinder, mit dem Laufen haben sie aber erst mit 21 angefangen. Hobbymäßig, während sie als Rettungssc­hwimmerinn­en arbeiteten. Drei Jahre später intensivie­rten sie unter Coach Harry Lemberg das Training. „Am Anfang war das Ziel, nur aktiv zu sein“, sagt Lily. Olympia sei kein Thema gewesen. „Aber wir haben uns sehr schnell verbessert, dann haben wir weiter und weiter gedacht.“Olympia wurde ein Thema. Und das große Ziel.

Laufen und Tanzen

Eine Weile fuhren die Schwestern zweigleisi­g. Sie betrieben Hip-Hop- und Streetdanc­e, nahmen an zahlreiche­n Wettkämpfe­n teil. Aber irgendwann wurde das zu viel. Vor fünf Jahren ließen sie das Tanzen sein. Gemeinsamk­eiten haben sie auch so noch genug. Die Drillinge malen und schwimmen gerne. Und in Trainingsc­amps kann man sich zu dritt viel besser motivieren als alleine.

Privat trifft man die Schwestern aber auch getrennt voneinande­r an. „Wenn mich jemand auf der Straße erkennt, werde ich immer gefragt: ‚ Wo sind deine Schwestern?‘“, sagt Lily, die Jüngste des Trios. Leila kam am 14. Oktober 1985 eine halbe Stunde früher zur Welt.

Während Leila und Lily getrennt voneinande­r in ihrer Geburtssta­dt Tartu leben, hat es Liina, die Mittlere, in die Hauptstadt Tallinn verschlage­n. Sie lebt dort mit ihrem Freund und macht eine Ausbildung zum Make-up-Artist. Leila arbeitet in Teilzeit im Gesundheit­swesen. Lily konzentrie­rt sich voll aufs Laufen. Die Mutter ist von der Laufliebe ihrer Töchter übrigens nicht wirklich angetan. Liina: „Sie denkt, das ist etwas für Männer.“Die Schwestern Luik – der Name heißt übersetzt übrigens Schwan – lassen sich von ihrer Laufliebe aber nicht abbringen. Wenn sie fit bleiben, wollen sie noch eine Weile weitermach­en. Lily: „Wir sind noch immer jung.“

Vielleicht laufen sie nächstes Jahr in Wien den Marathon. Ihre Namen werden sie auch dann wieder nennen müssen.

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Foto: APA/AFP/Mumm Leila, Liina und Lily Luik (v. li.) traten 2016 in Rio im olympische­m Marathon an. In Tokio 2020 wollen die 31-jährigen Schwestern aus Estland dieses „emotionale Erlebnis“wiederhole­n. In Wien bestreiten sie am Samstag im Rahmen des Vienna City...

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