LG G6: Das Ende der Smartphone-Experimente
Test: Mit rahmenlosem Display und Dualkamera versucht LG neue Käufer zu locken
Wien – Mit dem G5 versuchte sich LG im Vorjahr an einem äußerst ambitionierten Konzept: Ein modulares Design sollte die Massen von den Smartphone-Platzhirschen wie Samsung weglocken. Die ganze Angelegenheit hatte allerdings einen kleinen Schönheitsfehler: Die solcherart Umworbenen wollten nicht so recht mitspielen, das G5 erwies sich als eine veritable Bauchlandung für den Hersteller.
Nun gibt es den Nachfolger und damit auch das Ende dieser Experimente: Das LG G6 will lieber wieder als konventionelles HighEnd-Smartphone punkten. Die größte Neuerung ist ein Bildschirm, der nun fast die gesamte Vorderseite einnimmt, was im konkreten Fall bedeutet, dass der Rahmen ober- und unterhalb des Displays deutlich kleiner geworden ist. Auf ein seitlich gebogenes Edge-Display wie Samsungs Galaxy S8 verzichtet man hingegen, was zwar weniger spektakulär aussehen mag, dafür aber auch deutlich besser in der Hand liegt. Generell ist es aber schwer, LG für das Design des G6 zu loben: Das Aussehen wirkt recht generisch, auch die Verarbeitung hat so ihre Schwächen, etwa mit einer Spalte neben dem Bildschirm, in der sich gerne Haare und Schmutz verfangen. Das kantige Äußere führt zudem dazu, dass sich das Gerät subjektiv vergleichsweise dick und schwer anfühlt.
Ambitionierte Hardware
Der Bildschirm liefert zwar für die verwendete LCD-Technologie eine sehr gute Qualität, mit einem aktuellen AMOLED, wie beispielsweise von Samsung genutzt, kann er aber gerade bei Schwarzwert und Farbdarstellung nicht mehr mithalten. An der Performance gibt es nichts auszusetzen: Dass das G6 einen Prozessor aus dem Vorjahr verwendet, macht sich im Alltag jedenfalls nicht negativ bemerkbar. Als weiteres Highlight streicht LG das Dual-Kamera-Setup heraus, wobei eine davon für Weitwinkelaufnahmen gedacht ist. Das ist zwar ein nettes Extra, ändert aber nichts daran, dass die damit geschossenen Bilder nicht ganz mit denen der aktuellen Smartphone-Spitze mithalten können.
Wenig erfreulich ist zudem, dass sich LG von bisherigen Stärken verabschiedet: So kann der Akku nicht mehr von den Nutzern selbst getauscht werden, im Gegenzug dafür ist das G6 gegen Wasser und Staub geschützt. Auch in Hinblick auf die Software bekleckert sich LG nicht gerade mit Ruhm. Einerseits ist die gelieferte Android-Version nicht mehr auf dem aktuellen Stand, andererseits nimmt LG aber auch viele we- nig sinnvolle Veränderungen an der Google-Basis vor.
Zu wenig, zu teuer
LG liefert mit dem G6 ein durchaus gutes, aber leider auch in keinerlei Hinsicht herausragendes Smartphone ab. Zu viele kleine Schwächen trüben das Gesamtbild. Zudem ist es schwer, den Verkaufspreis nachzuvollziehen, gibt es doch mittlerweile deutlich billigere Smartphones mit ähnlicher Ausstattung auf dem Markt. In Summe wird es für LG wohl auch heuer schwer werden, Verkaufserfolge zu feiern – zumindest, solange man nicht schon bald den Preis des G6 deutlich senkt. Das Testgerät wurde für einen begrenzten Zeitraum von LG zur Verfügung gestellt.