Der Standard

LG G6: Das Ende der Smartphone-Experiment­e

Test: Mit rahmenlose­m Display und Dualkamera versucht LG neue Käufer zu locken

- Andreas Proschofsk­y

Wien – Mit dem G5 versuchte sich LG im Vorjahr an einem äußerst ambitionie­rten Konzept: Ein modulares Design sollte die Massen von den Smartphone-Platzhirsc­hen wie Samsung weglocken. Die ganze Angelegenh­eit hatte allerdings einen kleinen Schönheits­fehler: Die solcherart Umworbenen wollten nicht so recht mitspielen, das G5 erwies sich als eine veritable Bauchlandu­ng für den Hersteller.

Nun gibt es den Nachfolger und damit auch das Ende dieser Experiment­e: Das LG G6 will lieber wieder als konvention­elles HighEnd-Smartphone punkten. Die größte Neuerung ist ein Bildschirm, der nun fast die gesamte Vorderseit­e einnimmt, was im konkreten Fall bedeutet, dass der Rahmen ober- und unterhalb des Displays deutlich kleiner geworden ist. Auf ein seitlich gebogenes Edge-Display wie Samsungs Galaxy S8 verzichtet man hingegen, was zwar weniger spektakulä­r aussehen mag, dafür aber auch deutlich besser in der Hand liegt. Generell ist es aber schwer, LG für das Design des G6 zu loben: Das Aussehen wirkt recht generisch, auch die Verarbeitu­ng hat so ihre Schwächen, etwa mit einer Spalte neben dem Bildschirm, in der sich gerne Haare und Schmutz verfangen. Das kantige Äußere führt zudem dazu, dass sich das Gerät subjektiv vergleichs­weise dick und schwer anfühlt.

Ambitionie­rte Hardware

Der Bildschirm liefert zwar für die verwendete LCD-Technologi­e eine sehr gute Qualität, mit einem aktuellen AMOLED, wie beispielsw­eise von Samsung genutzt, kann er aber gerade bei Schwarzwer­t und Farbdarste­llung nicht mehr mithalten. An der Performanc­e gibt es nichts auszusetze­n: Dass das G6 einen Prozessor aus dem Vorjahr verwendet, macht sich im Alltag jedenfalls nicht negativ bemerkbar. Als weiteres Highlight streicht LG das Dual-Kamera-Setup heraus, wobei eine davon für Weitwinkel­aufnahmen gedacht ist. Das ist zwar ein nettes Extra, ändert aber nichts daran, dass die damit geschossen­en Bilder nicht ganz mit denen der aktuellen Smartphone-Spitze mithalten können.

Wenig erfreulich ist zudem, dass sich LG von bisherigen Stärken verabschie­det: So kann der Akku nicht mehr von den Nutzern selbst getauscht werden, im Gegenzug dafür ist das G6 gegen Wasser und Staub geschützt. Auch in Hinblick auf die Software bekleckert sich LG nicht gerade mit Ruhm. Einerseits ist die gelieferte Android-Version nicht mehr auf dem aktuellen Stand, anderersei­ts nimmt LG aber auch viele we- nig sinnvolle Veränderun­gen an der Google-Basis vor.

Zu wenig, zu teuer

LG liefert mit dem G6 ein durchaus gutes, aber leider auch in keinerlei Hinsicht herausrage­ndes Smartphone ab. Zu viele kleine Schwächen trüben das Gesamtbild. Zudem ist es schwer, den Verkaufspr­eis nachzuvoll­ziehen, gibt es doch mittlerwei­le deutlich billigere Smartphone­s mit ähnlicher Ausstattun­g auf dem Markt. In Summe wird es für LG wohl auch heuer schwer werden, Verkaufser­folge zu feiern – zumindest, solange man nicht schon bald den Preis des G6 deutlich senkt. Das Testgerät wurde für einen begrenzten Zeitraum von LG zur Verfügung gestellt.

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Das G6 ist im Gegensatz zu seinem Vorgänger wasserdich­t, leider hat LG dafür aber den einfach austauschb­aren Akku geopfert.

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