Der Standard

Ein Aufblas-Hamam im Performeum

Im neuen Musentempe­l der Wiener Festwochen wird für geistige Erhitzung gesorgt

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Wien – In den Hallen eines ehemaligen Bierdepots wird eine türkische Badeanstal­t (Hamam) aufgeblase­n. Schauplatz Laxenburge­r Straße 2a: Dort richten die Wiener Festwochen ab 18. Mai ihr Performeum ein, einen queeren Musentempe­l für Ausstellun­g, Performanc­e und Diskurs. Die luftgetrag­ene Drei-Kuppel-Installati­on des Hamam gehört allerdings eher aus unterbring­ungstechni­schen Gründen dem Performeum-Format an, denn sie soll vor allem Teil einer „Akademie des Verlernens“sein, die sich mit zahlreiche­n Veranstalt­ungen gegen diskrimini­erende Denkgewohn­heiten der westlichen Kultur wendet.

„Hamamness“– eine Verbindung aus Hamam und Wellness – ist die heiße (45° C) Badefreude betitelt, unter deren Kuppeln vier verschiede­ne Themenblöc­ke an jeweils vier Tagen für geistige Erhitzung sorgen. Das hat die Hamamness bereits vor zwei Jahren beim Live Art Festival auf Kampnagel in Hamburg getan, dort allerdings mit neun Themen.

Damals kostete ein Besuch noch zwölf, in Wien sind es nun 25 Euro; ein Viererbloc­k für alle Themen ist um 60 Euro zu haben. Badekleidu­ng soll mitgebrach­t werden, das waschechte HamamHandt­uch, ein Peştemal, gibt es vor Ort.

In den Gummiblase­n heißt es dann: „Die Zeit des Otherings ist vorbei“, wenn Zukunftsde­utung und Orient-Stereotype mit „Fat Activism / Acceptance, Self Love und Raumeinnah­me“aufgeschäu­mt werden. Weiters wird queeres Wissen gedampft, kann kollektive Melancholi­e gespürt werden und erschallt der Ruf zum „Gender Jihad“.

Letzterer wird aber nur an „Frauen & Femmes“gerichtet. Verantwort­liche „Prof*X“für dieses bunt ausgeleuch­tete Feuchtbiot­op der Akademie des Verlernens ist Nuray Demir.

Im Performeum, das als „temporäres Museum für performati­ve Künste“angelegt ist, werden auch „fließende Grenzen“, so steht es im Programmbu­ch, „eingerisse­n“. Zum Beispiel in der Ausstellun­g The Conundrum of Imaginatio­n mit 16 künstleris­chen Positionen zur Fragwürdig­keit des Zeitalters der Entdeckung­en. Oder in Performanc­es wie Death Center for the Living von Daniel Lie, Ben Pryors House of Realness und Jamal Harewoods The Privileged. (ploe)

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