Die Grandezza des Grind hat man, oder nicht
„Ja, eh! Beisl, Bier ...“nach Texten von Stefanie Sargnagel mit Voodoo Jürgens im Rabenhof-Theater
Wien – Mit dem Goldketterl um den Hals, den weit sitzenden Anzügen, den Hemden in den verschossenen Farben; mit den dünnen Haaren in der Stirn und den Locken im Nacken: Voodoo Jürgens ist ein Meistererzähler des Grinds, mit der Grandezza des Menschlichen. Man möchte ihn jedem Freund Ödön von Horváths anempfehlen, jener wird auch ein Freund Voodoos werden wollen.
Und seiner fantastischen Band! Die Vier spielen zurzeit öfter mal die schönsten neuen Stückerl und Stückerl ihres letzten Albums Ansa Woar im Rabenhof – als musikalischer Aufputz zu Texten von Stefanie Sargnagel. Die zwar kein Horváth ist, es aber auch mit dem Herunter- und Verkommenen hat.
Ja, eh! besteht vor allem aus Sargnagels Bachmannpreis-Beitrag Penne vom Kika (2016) der vom eigenen Werden respektive Werdensproblemen handelt. Denn die „Tschocherln“locken, und jene liegen halt meist nicht am ganz geraden Lebensweg. Zu Liebeskummer, Berührungen im Bus, Eislaufen, Hodenhass und Bier bieten die eineinviertel Stunden ergo Künstlerkram. In Verachtung der kreativen Kaste tragen Miriam Fussenegger, Lena Kalisch und Saskia Klar extraschmuddelige Pullover und Frisuren.
Vielleicht ist es eine Bürde, dass die Autorin mittlerweile so bekannt ist, dass man ihr Gesicht und ihre Stimme kennt. Verglichen mit ihr sind die Bühnenfiguren nämlich Karikaturen. Sargnagels Texte sind kluge Spielereien mit Verstellung und Imitation. Sie zielen auf Erwartungen. Man sollte sie ernst nehmen, allerdings nicht wörtlich. Doch das tut Regisseurin Christina Tscharyiski so sehr, dass es Absicht sein muss.
Ohne das Lakonische und Beiläufige von Sargnagels Gehabe, ohne die daraus resultierende Diskrepanz der Figur zum Geschehen, wirkt das meiste allerdings wie harmloser Klientelhumor. Derart proletoid überzeichnet in Szene gesetzt, fehlt ihm das Wahrhaftige von „Ja, eh“, das Voodo hat. Und Sargnagel sonst auch. Bis 23. 5.