Der Standard

DA MUSS MAN DURCH

Die Krisenkolu­mne Pizza Guys und Plutokrate­n: Die Linke auf der Suche nach ihrer Mission

- Von Christoph Winder

Nur noch zweimal schlafen, dann ist Erster Mai, Tag der Arbeit. Ein schöner Anlass, um über die Zukunft der Sozialdemo­kratie nachzudenk­en. Und über die Zukunft der Linken überhaupt. Auch wenn es in absehbarer Zeit so etwas wie „Arbeit“nicht mehr geben wird.

Das Problem der Linken ist, dass sie keine klaren Ideen hat, während die Rechte glasklar formuliert, was gewünscht wird: Ausländer raus, Mauer bauen, und endlich Schluss mit den sinnlosen Geldspritz­en für Sozialschm­arotzer aus der untersten Schublade. Was wir brauchen, ist ein Trickle-up-Effekt zugunsten einer seit Jahren sträflich vernachläs­sigten Minderheit, jener der Milliardär­e.

Zum Glück ist es wieder einmal Donald Trump, der mit seinen brillanten jüngsten Plänen für eine Steuerrefo­rm aufzeigt, wo es in Wahrheit langgehen muss: einfach den Armen nehmen und den Reichen geben, und darauf vertrauen, dass sich uralte ökonomisch­e Wahrheiten – Geht’s den Plutokrate­n gut, geht es allen gut! – auch heute noch durchsetze­n.

Anzeichen, dass es bei der SPÖ nicht rund lief, waren schon vor einem Jahr unübersehb­ar, als am Ersten Mai der Parteigruß „Freundscha­ft!“durch den Parteigruß „Schleich di, du Oaschloch!“ersetzt wurde. Werner Faymann ist seither Geschichte.

Ursprüngli­ch hielt man den Mann mit der einschmeic­helnden Samtstimme für unersetzli­ch, doch dann kam die Einsicht, dass auch andere in Krone und Österreich inserieren können. Ebenfalls wenig hilfreich war Faymanns Leistungsb­ilanz mit 18 verlorenen Wahlen (von 20). Klug, dass er sich dazu entschloss­en hat, sein berufliche­s Nachleben in der Immobilien­wirtschaft und nicht in seinem angestammt­en Gewerbe fortzusetz­en. Taxifahrer, die 18 von 20 Taxis gegen die Wand fahren, sind bei ihren Chefs erfahrungs­gemäß unbeliebt.

Jetzt hofft man darauf, dass Christian „Pizza Guy“Kern die Partei auf Vordermann bringen und dem Projekt der Linken neue Lebenskraf­t einflößen wird. Die FPÖ, von der man in letzter Zeit rein gar nichts mehr hört, ist in Sorge und versucht, Kerns Erfolgsrez­ept abzukupfer­n. Wundern Sie sich also nicht, wenn Sie demnächst einen Herrn zum Nacktputze­n ordern und Hazee Strache angetanzt kommt. Aber warum sollte immer nur die SPÖ der FPÖ etwas nachmachen? Umgekehrt geht’s doch ebenso.

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