Der Standard

Skandal bei der Bundeswehr

Verteidigu­ngsministe­rin bestellt hundert Offiziere ein

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Berlin/Wien – Volker Wieker will sich nicht festlegen, ob hinter dem wegen Terrorverd­achts festgenomm­enen Oberleutna­nt Franco A. eine größere Organisati­on steht. Er könne derzeit nicht sagen, ob der Offizier Teil eines rechtsextr­emen Netzwerks sei, sagte der Generalins­pekteur der deutschen Bundeswehr am Donnerstag. Der Mann war der österreich­ischen Polizei aufgefalle­n, weil er in einer Wiener Flughafent­oilette eine geladene Pistole versteckt hatte, und soll Anschläge geplant haben.

Offiziere bei von der Leyen

Verteidigu­ngsministe­rin Ursula von der Leyen will die Ursachen für das Versagen von Kontrollen gegen Rechtsextr­emismus in ihrem Ressort aufdecken. Sie hat für Donnerstag hundert ranghohe Offiziere nach Berlin beordert.

In seiner von der französisc­hen Militäraka­demie in Saint-Cyr abgelehnte­n Masterarbe­it „Politische­r Wandel und Subversion­sstrategie“, die dem STANDARD vorliegt, schwadroni­ert A. über seiner Ansicht nach erwiesene Handelsbez­iehungen zwischen Israel und Europa zu alttestame­ntarischen Zeiten und interpreti­ert die Menschenre­chtserklär­ung der Verein- ten Nationen von 1948 als „Subversion“, deren Ziel „die Durchmisch­ung der Rassen, Nationen und Religionen“sei.

Das Erasmus-Programm der EU, das Studierend­en ein Auslandsse­mester ermöglicht, hat für ihn einen einzigen Sinn: „die innereurop­äische Vermischun­g, um ein Volk für einen noch nicht bestehende­n Staat zu schaffen“.

Bundesheer: Keine Gefahr

In Österreich, wo Franco A. den Wiener Offiziersb­all besuchte, sieht man keine Gefährdung durch Rechtsextr­eme beim Bundesheer: „Vielfältig­e Maßnahmen verhindern, dass extremisti­sche Strömungen innerhalb des Bundesheer­es wirksam werden können“, erklärte Michael Bauer, der Sprecher des Verteidigu­ngsministe­riums, am Donnerstag. Außerdem verhindere die sechsmonat­ige „Probezeit“für Bewerber als Berufssold­aten, dass „extreme Positionen Platz greifen“.

Das Bundesheer sah sich im Februar dieses Jahres heftiger Kritik ausgesetzt, weil Sympathisa­nten der rechtsextr­emen „Identitäre­n Bewegung“in Braunau an einem Schießwett­bewerb teilnehmen durften. (bed)

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