Der Standard

Pinke Studenten beklagen Qualität der Unis

Junos setzen sich für Studiengeb­ühren und Aufnahmete­sts ein

- Vanessa Gaigg

Wien – Mit einem kleinen Stand haben die Jungen Liberalen Studierend­en (Junos) sich vor dem Eingang zum Juridicum, dem Gebäude der Rechtswiss­enschaftli­chen Fakultät der Uni Wien, platziert. Fast täglich seien sie in der Wahlkampfz­eit hier, erzählt Yannick Shetty, Spitzenkan­didat der Junos. Rund um den 21-Jährigen steht ungefähr ein Dutzend Aktivisten in pinken Kapuzenswe­atern, auf deren Rücken „Jung und frei“zu lesen ist. Bepackt mit Fizzers, Filterkaff­ee und Limonade, versuchen sie, mit den Studierend­en ins Gespräch zu kommen, das gelingt ganz gut.

Das mag an der Anfangspha­se des Wahlkampfs liegen oder an der Tatsache, dass Shetty selbst hier studiert – es könnte aber auch die Offenheit sein, mit der sie versuchen, bei den Studenten zu punkten. Denn zumindest zwei der drei großen Forderunge­n der Junos klingen für viele Studenten zuerst einmal gegenläufi­g zu ihren eigenen Interessen: Studiengeb­ühren, Zugangsbes­chränkunge­n, Ausbau des Stipendien­wesens. Shetty macht aber keinen Hehl daraus, dass er für Aufnahmeve­rfahren und finanziell­e Beiträge eintritt, im Gegenteil: Diese Maßnahmen sollen zur Verbesseru­ng der Situation an den Hochschule­n beitragen. „Man hat an der Universitä­t überhaupt keine Qualität“, sagt er.

Mit den Hochschule­n sei es das Gleiche wie mit einem Fußballsta­dion: Man könne nicht mehr Leute reinlassen, als es Plätze gibt. Der Vorwurf, die Junos würden bei ihren Forderunge­n nicht auf die Bedürfniss­e sozial schwächere­r Studenten Rücksicht nehmen, ärgert Shetty: Denn derzeit gebe es zwar keine offizielle­n, sehr wohl aber versteckte Zugangsbes­chränkunge­n: Durch Knock-out-Prüfungen werde ausgesiebt. Bei vielen Studenten vor dem Juridicum kommt das gut an. Obwohl sie die Aktionsgem­einschaft auf Universitä­tsebene wählen werden, wollen sie den Junos bundesweit den Vorzug geben.

Um die Forderunge­n unter die Studentens­chaft zu bringen, erhalten die Aktivisten auch promi-

nente Unterstütz­ung: Claudia Gamon, Nationalrä­tin und Wissenscha­ftsspreche­rin der Neos und bis vor vier Jahren noch selbst Spitzenkan­didatin der jungen Liberalen, steht in pinker Montur vor dem Juridicum und verteilt Flyer. Würde man den Studenten das Modell der nachgelage­rten Studiengeb­ühren erklären, wären viele nicht mehr abgeneigt, meint Gamon. Erst nach Abschluss des Studiums und ab einem Einkommen von 1100 Euro netto soll man nach dem Junos-Modell zur Kassa gebeten werden.

2015 erreichten die Junos 11,2 Prozent der Stimmen und landeten auf dem fünften Platz. Dieses Ergebnis wolle man zumindest wiederhole­n. Um in Verantwort­ung zu kommen, brauchen die Junos also potenziell­e Partner: Abgesehen vom „rechten und linken Rand“sieht Shetty mit allen Fraktionen Überschnei­dungen.

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Foto: Christian Fischer Yannick Shetty, Spitzenkan­didat der Junos: Gegen das Gedränge in den Hörsälen, versteckte Zugangsbes­chränkunge­n lehnt er ab.

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