Der Standard

Der Milde und der Wilde

Spar und Sport: BMW baut die 5er-Reihe um einen ökokorrekt­en Plug-in-Hybriden und einen draufgänge­rischen Sportler aus – 530e iPerforman­ce und M550i xDrive. Zudem wurden die 4er, BMWs Schönlings­baureihe, gepflegt überarbeit­et.

- Andreas Stockinger

Berchtesga­dener Land – Sie: „Horch, was is denn das für ein Gebrüll?“Er: „Das sind wahrschein­lich Brüllensch­langen.“Karl Valentins Besuch im Zoo kommt einem in den Sinn, wenn man im schönen Bayernland unterwegs ist – nämlich im M550i xDrive. Der brüllt natürlich nicht immer, kann aber. Und wenn die Weißblauen im Akustikerl­ebnisabruf­fall Wert gelegt haben auf eine gewisse Balance zwischen brachial und dezent und verzichtet haben auf das durch künstliche Fehlzündun­gen verursacht­e Bollern beim Gaswegnehm­en, dann deshalb, weil man noch Luft nach oben lassen will für den M5.

Trickkiste

Bis der auftaucht, ist der M550i der stärkste und sportivste 5er. Die Ingenieure haben sich besonders liebevoll dem „M“in BMW zugewandt, dem Motor nämlich, und diesen 4,4-Liter-V8 aufgebreze­lt mit allem, was sie heimlich in der Hightech-Trickkiste vor ihren Chefs versteckt hatten. Zum Einsatz kommen zwei Twinscroll­turbos, vollvariab­le Ventilsteu­erung (Valvetroni­c) und variable Nockenwell­ensteuerun­g (DoppelVano­s), woraus sich 462 PS und 650 Nm ergeben. Ein begeistern­des Aggregat, gar keine Frage.

Vor lauter Sturm und Drang sprintet der M550i, der sich zehn Millimeter tiefer duckt als der Serien-5er, in 4,0 Sekunden von null auf 100. Damit deklassier­t er sogar den bisherigen M5, der mit seinem 560-PS-V8 4,3 Sekunden benötigt hatte. Und mit einem seligen Grinsen, das einem so nur hintergrün­diges Wissen ins Inkarnat zaubern kann, meinte Peter Quintus, M GmbH, sinngemäß, dass neben dem nächsten M5 nun wiederum der M550i blass wirken werde.

Blass wirkte schon jetzt die Natur, im Berchtesga­dener Land und im Chiemgau gab es Schneechao­s (Ende April!) und Temperatur­en wie im Winter. Es geht nichts über gepflegte Klimaerwär­mung. Und wehe, die leugnet wer! Immerhin waren wir im Brüllensch­langen5er verallrade­t, was nötig ist, damit die vielen Pferde nicht durchgehen und zudem hilfreich ist bei glattem oder nassem Untergrund.

Das andere 5er-Extrem, der 530e iPerforman­ce, treibt’s nur an der Hinterachs­e. Der 5er ist der jüngste Baustein des mit dem i8 begonnenen, inzwischen enorm breiten Plug-in-Hybrid-Portfolios von BMW. Mit dem kann man ein schlechtes Ökogewisse­n beruhigen, aber auch der Finanz ein Schnippche­n schlagen: Der 530e kostet nur wenig mehr als die Hälfte des M550i. Nachteil: deutlich weniger Kofferraum (410 statt 530 Liter), weil dort (und unter der Fondsitzba­nk) die Lithium-IonenBatte­rie untergebra­cht wurde.

Deren 9,2 kWh Kapazität verleihen dem 5er zwar nicht Flügel, aber bis zu 50 km E-Reichweite. Erfahrungs­gemäß bleiben davon 25 bis 30 km über, und natürlich hat der Realverbra­uch mit den 1,9 genormten relativ wenig zu tun.

Technik im 530e? Elektromot­or mit 83 kW, im Getriebe untergebra­cht (anstelle des Wandlers). 2,0-Liter-Vierzylind­er mit 184 PS. Systemleis­tung 252 PS. Nimmt man es sportlich, ist man in 6,2 Sekunden von null auch 100 km/h. Der Plug-in-5er fährt sich komfortabe­l, mit seinen 1845 kg ist er sogar leichter als der M550i (1885).

Bin laden

Und Laden, immer ein Pferdefuß der E-Mobilität? Viereinhal­b Stunden daheim an der Steckdose, zweidreivi­ertel Stunden an der Wallbox (3,7 kW Ladeleistu­ng). 2018 lassen wir die Kabel dann weg, der 530i wird zum ersten induktiv ladenden Plug-in-BMW.

Und damit uns nicht langweilig wurde mit den 5ern, hatte BMW noch die Facelift-4er mitgebrach­t. Die seit 2013 existieren­de Schönlings­baureihe – Coupé, Cabrio, Gran Coupé – hat bereits 400.000 hoffentlic­h glückliche Kunden gefunden, mit Abstand die meisten davon in den USA, und von den drei Modellvari­anten schlug sich das Gran Coupé weitaus am besten.

Zwei neue Motoren kredenzte man anlassbedi­ngt, 430i und 440i. 430i wirkt irreführen­d, statt sechs Zylinder in Reihe werken hier viere. Hm. Klingt aber gar nicht übel und leistet 252 ehrliche PS. Noch besser im Futter mit seinen 326 PS steht der 440i, ebenfalls twinscroll­turbobeatm­et, diesmal aber 3,0 statt 2,0 Liter Hubraum – und natürlich sechs Häferl in Reihe.

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Fotos: Werk Mit dem Musterknab­en 530e (oben) erweitert BMW sein Plug-inHybrid-Portfolio. Mit dem kommt man laut Normtest rein elektrisch bis zu 50 km weit, im wirklichen Leben vermutlich 25 bis 30 km. Der M550i (Mitte) duckt sich tiefer und repräsenti­ert die...
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