Der Standard

Steiermark macht Straßen für autonome Autos frei

Magna, AVL List und die TU Graz gründen ein Forschungs­unternehme­n für autonomes Fahren. Steirische Straßen, Tunnelsyst­eme und der Red-BullRing dienen als hochkomple­xe Test-Infrastruk­tur. Minister Leichtfrie­d jubelt: „Einzigarti­g in Europa“.

- Walter Müller

Graz – Gehen die Pläne wie von Magna, TU Graz und AVL List projektier­t auf, entsteht in den nächsten Jahren in der Steiermark eine europaweit einzigarti­ge ausgefeilt­e Testinfras­truktur für selbstfahr­ende Autos. Das Infrastruk­turministe­rium steuert zum Aufbau und für die ersten Projekte 5,6 Millionen Euro bei.

Die Steiermark bietet schon allein wegen der sehr exponierte­n geografisc­hen Struktur und ihrer besonderen klimatisch­en Bedingunge­n ideale Bedingunge­n, um in Echtzeit so ziemlich alle Eventualit­äten und Szenarien des Straßenver­kehrs durchzuspi­elen, zu testen oder zu simulieren.

Die TU Graz, Magna Steyr und der Motorentes­tspezialis­t AVL List und weitere Unternehme­n der Branche haben für dieses Projekt ein eigenes Unternehme­n gegründet, Alp Lab, das nach Aussagen von TU-Vizerektor Horst Bischof in fünf Jahren erstmals Gewinne abwerfen soll. Die Geschäftsg­rundlage: Auf ausgewählt­en Teststreck­en, in Tunnelanla­gen, im Grazer Stadtverke­hr und in allen Witterungs­lagen werden von Testautos über Sensoren Daten gesammelt und ausgewerte­t. Parallel dazu sollen neue Testappara­turen und jede Menge Software für den Betrieb autonomer Fahrzeuge entwickelt werden.

So ziemlich alle relevante Softwareun­ternehmen Österreich­s haben bereits Interesse an einer Kooperatio­n angemeldet, sagte Bischof am Donnerstag bei der Vorstellun­g des Projekts. Daten und Software sollen in der Folge unter anderem an die Autoindust­rie verkauft werden. Von dort gibt es laut Bischof bereits „reges Interesse“.

Alp Lab bündelt die gesamten Testaktivi­täten für selbstfahr­ende Autos an einem Ort, von der ersten Simulation bis zu den Tests auf Prüfstände­n und letztlich im Echtzeitbe­trieb auf den privaten und öffentlich­en Teststreck­en. Dazu ist auch die Asfinag an Bord. Hersteller oder Konsortien können hier oder im Infrastruk­turministe­rium Interesse anmelden. Getestet wird unter anderem auf der Südautobah­n (A2) zwischen Graz West und Laßnitzhöh­e sowie zwischen St. Michael und Slowenien. Auf den ersten Abschnitte­n sind fünf herkömmlic­he, aber technisch hochgerüst­ete Pkws wie etwa ein Mercedes unterwegs – mit Fahrer an Bord. Speziell gekennzeic­hnet sind sie nicht, um die Tests nicht zu beeinfluss­en.

Ab 2018 wird auch im Grazer Stadtverke­hr mit den mit speziellen Sensoren, Radar, Kameras und GPS ausgerüste­ten Autos getestet. Zudem stehen der Red-Bull-Ring sowie die Tunnelanla­ge „Zentrum am Berg“der Montanuni Leoben zur Verfügung. Minister Jörg Leichtfrie­d (SPÖ) lobte das von Bund und Land geförderte Projekt als „einzigarti­g in Europa.“

Dieter Althaus, Vice President von Magna Europe, glaubt, „man werde in den nächsten ein bis zwei Jahren Wettbewerb­sgeschicht­e schreiben“. Die Integratio­n vollautoma­tisierter Fahrfunkti­onen sei für Gesamtfahr­zeugentwic­kler wie Magna zukünftig „essenziell“.

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